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Natur und Umwelt auf der Insel Föhr

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Die Landschaften | Der Umweltschutz | Die Landwirtschaft

Größere Landkarte Das Wattenmeer

Föhr liegt im Schutz von Sylt und Amrum im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Der Nationalpark mit 4.400 qkm ist der größte in Mitteleuropa. Er zieht sich von Dänemark im Norden bis zur Elbemündung im Süden. Zum Wattenmeer gehören Außensände, Strände, Dünen, Priele (Wasserläufe bei Ebbe im Watt), das Watt, die Halligen und die Salzwiesen.

Das Watt ist der Streifen vor der Küste, der bei Ebbe trocken läuft und bei Flut vom Nordseewasser überspült wird. Durch die ständige Veränderung bei Ebbe und Flut ist hier ein sehr fruchtbarer Boden entstanden (Ablagerungen von Tier- und Pflanzenresten, Mineralien und Kothäufchen des Pierwurmes im WattTon). Von diesem reichhaltigen Boden leben viele Pflanzen- und Tierarten. Das sind u. a. die Kieselalgen, die als brauner Belag auf dem Watt zu sehen sind. Sie stellen Sauerstoff her und bilden selbst Nahrungsgrundlage für andere Tiere und Pflanzen. Zu erwähnen sind noch die Wattschnecken, Miesmuscheln, Bäumchenröhrenwürmer und die Pierwürmer. Der Pierwurm ernährt sich von den Nahrungsresten im Sand. Er zieht den Sand in sich hinein, sondert die Nahrungsreste aus und presst den Sand wieder ab. Bei einer Wattwanderung kann man die Kothäufchen des Pierwurmes gut erkennen. Das Watt nennt man auch die Kinderstube vieler Nordseefische. Es ist so viel Nahrung zu finden, dass es sich für viele Watt- und Wasservögel als Brut-, Mauser- und Rastgebiet eignet. Überdies zieht der Seehund hier seinen Nachwuchs auf. Im Wattenmeer findet er die erforderlichen Sandbänke vor, die er zur Aufzucht seiner Jungen braucht. Im internationalen Wattenmeer (es erstreckt sich von Dänemark bis Holland) leben etwa 15.000 Seehunde (die Hälfte davon im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer), aber nur 300 Kegelrobben. Die Kegelrobben, eine Unterfamilie der Seehunde, gehören zu den gefährdeten Tierarten im Wattenmeer. Im Jahr 1988 starben 18.000 Seehunde in der Nordsee. Sie verendeten an einem Virus, der nur dort auftrat, wo das Meer stark mit Schadstoffen belastet ist. Ebenfalls stark abgenommen haben die Schweinswale oder auch Kleiner Tümmler genannt. Deshalb ist vor Sylt das erste Walschutzgebiet Europas eröffnet worden. Austern findet man auch nur noch selten. Im Wattenmeer darf Krabben- und Muschelfischerei betrieben werden.
Zwergseeschwalbengelege
An den Stränden des Wattenmeeres, die sich durch die Gezeiten ständig verändern, brüten einige Vogelarten. Dazu gehören die Zwergseeschwalben sowie die Sand- und Seeregenpfeifer, die durch ihr unauffälliges Gefieder und ihren kleinen Wuchs nicht leicht zu entdecken sind und hier ihre idealen Brutplätze finden. Sie brüten in kleinen Gruppen im Muschelsand, der manchmal spärlich mit Muschelschilf bewachsen ist. Dort haben sie kaum Feinde. Dennoch haben die brütenden Paare durch den zunehmenden Tourismus sehr stark abgenommen. Der Austernfischer ist der auffallendste Vogel an der Küste.

Das Wattenmeer ist eines der vogelreichsten Gebiete der Welt. Es wird geschätzt, dass sich im Verlauf eines Jahres 10 - 12 Millionen Vögel im Wattenmeer aufhalten. Etwa 10 Millionen davon sind Zugvögel, die hier auf ihrem Weg in die Brutgebiete Station machen und vom Nahrungsreichtum des Wattenmeeres profitieren. Im Vorland (so wird der Küstenstreifen vor dem Deich bezeichnet) im Norden von Föhr sind Ringelgänse, Knutts, Große Brachvögel und Pfuhlschnepfen zu beobachten. Das Vorland von Föhr gehört zur Schutzzone I des Wattenmeeres, d. h. die ökologisch wertvollste Zone.

RüsselkäferDie Salzwiesen liegen vor den Deichen und werden immer wieder von dem salzhaltigen Nordseewasser überschwemmt. Hier brüten 20 verschiedene Vogelarten und wachsen 45 der unterschiedlichsten Pflanzen, die sich an den Salzgehalt im Boden angepasst haben. Außerdem rasten im Frühjahr und Herbst etwa 75 Rastvogelarten in den Salzwiesen, die hier eine Erholungs- und Fresspause einschieben, damit sie den langen Weg von ihren Brutgebieten zu den Überwinterungsquartieren und umgekehrt besser überstehen. Ferner existieren in der Salzwiese noch 1500 winzig kleine wirbellose Tierchen, der "Halligflieder-Spitzmausrüsselkäfer" ist mit 3 mm Länge einer der größten unter ihnen.

Tidenkalender Der Gezeitenkalender von Wyk im Dezember 2003
H = Hochwasser / N = Niedrigwasser
Die Gezeiten oder Tiden genannt sind periodische Bewegungen der festen Erde, des Meeres und der Atmosphäre, die durch das Zusammenwirken der Anziehungskräfte zwischen Erde, Mond und Sonne und der mit den Bewegungen dieser Himmelskörper verbundenen Fliehkräfte erzeugt werden (so erklärt das Lexikon die Gezeiten). Wir bezeichnen die Gezeiten als Ebbe und Flut. Der Meeresspiegel steigt innerhalb von 6 Stunden zum "Hochwasser" und fließt über die gleiche Zeit wieder zurück bis zum "Niedrigwasser". Dabei werden große Gebiete des Wattenmeeres frei gelegt.
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Die Landschaften

Hauptsächlich zwei Landschaften prägen Föhr. Die Insel besteht zu 2/5 aus Geest und zu 3/5 aus Marsch. Die Geest befindet sich im Süden der Insel. Sie ist ein Teil einer Grundmoräne aus der Saale-Eiszeit, die vor etwa 200.000 Jahren abgelagert wurde. Die Böden sind von Natur aus sandig,Die Landschaften von Föhr nährstoffarm und trocken. Die heutige landwirtschaftliche Nutzung, es wird sehr intensiv Ackerbau und Viehwirtschaft betrieben, ist erst durch die Erfindung des Kunstdüngers möglich geworden. Davor war die Geest von Heide bewachsen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein kleiner Teil aufgeforstet. Die Geest gilt als der Festlandskern der Insel, sie liegt bis zu 13,2 m über NN, wird als überflutungssicher angesehen und wurde deshalb auch nicht eingedeicht. Sie hat eine leicht hügelige Oberfläche. Sämtliche Ortschaften liegen auf der Geest.

Die Marsch ist im Vergleich zur Geest ein junger Landstrich. Im Bereich der heutigen Marsch bestand vorher ein altes Moor, auf dem sich etwa 800 - 1400 n. Chr. eine 1 - 2,5 m dicke fruchtbare Kleischicht abgelagert hat. Sie wird schon immer als Viehweide und Grasland genutzt. Seit der Marschentwässerung hat die Rentabilität zugenommen. Der sandigere Boden wird auch als Ackerland genutzt. Die Marsch ist seit 1492 vollständig eingedeicht, liegt 1 - 2,8 m über NN und ist sehr flach. Durch Sturmfluten oder Bruch der Deiche wurde die Marsch bis 1833 immer wieder mit schädlichem Salzwasser überschwemmt. Bis 1960 war die Marsch nicht bewohnt, mit Ausnahme des Ackerumhofes. Seit der Flurbereinigung zwischen 1960 und 1967 haben sich viele Aussiedlerhöfe angesiedelt.

GodelniederungDer einzige Fluss auf Föhr ist die Godel. Sie entspringt in der Lagune und fließt bei Witsum in die Nordsee. Die Godelniederung dient vielen Tieren und Pflanzen als Lebensraum. Im Laufe von einigen Jahrhunderten ist hier eine sogenannte "Lagunensalzwiese" entstanden, die einzige, die es noch in Schleswig-Holstein gibt und deshalb besonders vor den Menschen (Jagd, Landwirtschaft, Tourismus) geschützt werden muss. Besondere Gefahr geht aber von starkem Hochwasser aus, d. h. bei Sturmfluten ab etwa einem Meter Hochwasser über Normal strömt Salzwasser in die Godel ein. In den letzten Jahrzehnten ist dies häufiger vorgekommen, und dadurch entstand Landverlust von mehreren Metern pro Jahr. Die Ursachen sind in der Begradigung der Godel, im Anstieg des Meeresspiegels und in der Zunahme von Stürmen zu suchen. Der der Godelniederung vorgelagerte "Sandhaken" dient in den Hochwasserzeiten großen Vogelschwärmen als Rastplatz.

Östlich der Godel-Mündung liegt das Goting-Kliff. Lange Zeit war es die beeindruckendste Abbruchkante im Süden von Föhr. Das Kliff war für den Einblick in den Aufbau der Föhrer Geest weithin bekannt. Außerdem brüteten hier in Brutröhren die rar gewordenen Uferschwalben. Sturmfluten rissen jedoch immer wieder größere Teile des Geestkerns der Insel weg. In den neunziger Jahren wurde deshalb erstmals Sand vorgespült und so der Sandstreifen vor dem Kliff beträchtlich verbreitert. Im Jahr 2000 musste dieser Vorgang wiederholt werden, weil die Nordsee den Sand wieder abgetragen hatte. Der benötigte Sand wurde aus einem zwischen Föhr und der Hallig Langeneß gelegenen Priel (Norderaue genannt) über Rohrleitungen transportiert. In etwa zehn Jahren wird wieder eine Sandaufspülung nötig sein. Durch die Aufspülung kann man das Goting-Kliff nur noch erraten.

Im Nordwesten der Insel liegt das letzte Stück eines Feuchtheidegebietes, die Toftumer Heide. Früher gab es große Flächen dieser Feuchtheide auf Föhr. Mit der Nährstoffarmut des Bodens kommen nur wenige Pflanzen zurecht, wie z. B. die Krähenbeere, die Besenheide, die Kriechweide oder die Glockenheide. Diese Pflanzen findet man heute nur noch im östlichen Teil. Durch die Luft oder die landwirtschaftliche Nutzung der angrenzenden Gebiete wird der Boden mit Nährstoffen angereichert, so dass sich hier Weiden, Pappeln oder Schilf ansiedeln können. Überdies gingen durch Entwässerungsmaßnahmen große Flächen der Feuchtheide verloren. Um die Heide zu erhalten, sind regelmäßige Pflegemaßnahmen erforderlich. Die Toftumer Heide ist ein naturhistorisch wertvolles Gebiet.

Auf Föhr gibt es sechs Vogelkojen. Sie liegen versteckt in kleinen Wäldchen in der Marsch. Der frühere Zweck der Vogelkojen war der VogelkojeWildentenfang. Es wurden manchmal in einer Vogelkoje pro Jahr bis zu 60.000 Enten gefangen, hierzu bedurfte es einer königlichen oder staatlichen Konzession. Um einen Teil des Fanges zu verarbeiten, entstand in Wyk eine Konservenfabrik. Heute dürfen nur noch 700 Wildenten pro Jahr in sämtlichen Kojen zusammen und nur Stockenten gefangen werden. Die Vogelkojen sind in privater Hand und dienen heute als Brutplatz für andere Entenarten, oder es werden Zugvögel zu Forschungszwecken beringt. Die Vogelkoje funktioniert so: In der Mitte befindet sich ein viereckiger Teich, der an den Ecken jeweils bogenförmige sogenannte Pfeifen hat, die zum Teich hin offen, aber mit Netzen umspannt sind. Die Wildenten, die sich in den Teich verirren, werden mit Futter und durch gezähmte Wildenten mit Lockrufen in die Pfeifen gelockt. Dort wartet der Kojenwärter auf sie, der ihnen im wahrsten Sinne des Wortes den Hals umdreht.
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Der Umweltschutz

Auf der Insel wird viel für die Umwelt getan. Spätestens seit 1988, als viel vom Robbensterben, der Algenpest und der Dünnsäureverklappung die Rede war, wird der Umweltschutz sehr ernst genommen. Viele Maßnahmen wurden ergriffen. Dazu gehört u. a. der "Föhrer Dosenschwur", was bedeutet, dass seit dem auf Föhr keine Getränke in Dosen mehr zu haben sind. Das Geschirr-Spülmobil des BUND ist bei Festen unterwegs, damit Müll reduziert wird. Es gibt einen Sperrgutbasar, bei dem man gut erhaltene Gegenstände, die noch nicht auf den Müllplatz gehören, abgeben oder aber auch kostenlos etwas mitnehmen kann. Der Sperrmüll hat sich seither um 1/3 verringert. Einige Föhrer Landwirte vermarkten ihre Erzeugnisse (z. B. Gemüse, Käse, Schafwolle) auf einem eigenen Bauernmarkt.

Die Wyker Dampfschiffs-Reederei hat in ihre Schiffe Abfalltanks einbauen lassen, viele ihrer Busse mit Rußfiltern ausgestattet und auf den Betrieb mit Rapsöl umgestellt. Durch die guten Verkehrsanbindungen wäre eine autofreie Insel im Bereich des Möglichen. Zwei Kläranlagen wurden modernisiert. In Wyk gibt es verkehrsberuhigte Zonen und auf der Insel Tempolimits. Föhr liegt nach Freiburg mit an der Spitze der gezählten Sonnenstunden in Deutschland. Das hat dazu geführt, dass sich auch Privatleute vom Nutzen der Solarenergie haben überzeugen lassen.

Seit Ende der 80er Jahre wurden 19 Windkraftanlagen errichtet. Wegen der Störung des Landschaftbildes dürfen ab 1996 keine neuen Anlagen mehr gebaut werden. Man befürchtet außerdem eine Störung der Brut- und Rastvögel im Vorland. Künftige Windkraftanlagen sind vor den Küsten geplant.

Wyk ist Mitglied bei Greenpeace.
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Die Landwirtschaft

Föhr ist eine fruchtbare Bauerninsel. Ungefähr 75 Vollerwerbsbetriebe mit durchschnittlich 70 ha gibt es. Von den 6.200 ha, die landwirtschaftlich genutzt werden, sind ca. 1.500 ha Ackerland (angebaut werden: Winter-Weizen, -Gerste, -Raps, -Roggen, Sommer-Gerste, Hafer, Triticale, Sommer-Mais, Kartoffeln) und ca. 4.700 ha Grünland (Ackergras, Wiesen, Mähweiden). Etwa 11.000 Rinder leben auf der Insel.

Vor der Flurbereinigung waren die Felder sehr zerstückelt und unwirtschaftlich. Die Landwirte hatten zum Teil sehr weite Wege zu ihren Äckern zurück zu legen. Durch die Flurbereinigung 1960 - 67 wurde versucht, diesen Missstand zu beheben und möglichst große und zusammen hängende Landstücke in Hofnähe zu schaffen, um die Landwirtschaft konkurrenzfähiger zu machen. Ungefähr 50 Höfe wurden aus den Dörfern heraus in die Marsch verlegt (Aussiedlerhöfe). Leider ist es zum Teil auch heute noch so, dass viele kleine Flächen von nicht einmal 2 ha Größe die Arbeit sehr erschweren.

GütesiegelDie Landwirte der Insel Föhr sowie der angrenzenden Inseln und Halligen versuchen seit Frühjahr 2001 zusammen mit der Gastronomie, dem Handel und der Föhrer Naturschutzstiftung "fering natüür" ihre Produkte selbst zu vermarkten. Dazu wurde das Gütesiegel "Bewusst Uthlande" geschaffen. Es wird angestrebt, eigene Wirtschaftskreisläufe aufzubauen. Die Weiterverarbeitung der erzeugten Produkte auf der Insel fehlt weitgehend. Milch, Getreide, Schweine, Rinder, Schafe müssen daher zum großen Teil auf dem Festland vermarktet werden.

Föhr ist in den letzten Jahren zu einer Pferdeinsel geworden. Etwa 850 Pferde gibt es auf der Insel. Fast alle Rassen sind vertreten, darunter 30 Trakehner-Stuten samt Nachwuchs. Die Zuchterfolge können sich sehen lassen. Es ist ein wunderschöner Anblick, die Stuten mit ihren langbeinigen Fohlen auf den Wiesen grasen zu sehen.

Auch auf Föhr gibt es "schwarze Schafe". Schafe sorgen dafür, dass das Gras auf den Deichen kurz bleibt.

Auf der Insel leben keine Füchse, deshalb können sich Kaninchen und Hasen schnell vermehren, da die natürlichen Feinde fehlen.

Und hier noch einige Bilder von Föhr.
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Else Laufenberg, Februar 2004, aktualisiert 16.12.2005