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Sagen der Insel Föhr

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Der Riesen-Streit

Die Erbauung der St.-Laurentii-Kirche steht der Sage nach im Zusammenhang mit zwei Riesenbetten, Steinkammern, die östlich der Kirche liegen. Die Sage erzählt, daß die Bewohner im Föhrer Westen sich lange Zeit nicht einig werden konnten, wo die Kirche erbaut werden sollte, da der Kirchweg von allen Dörfern gleich lang sein mußte. Schließlich wählte man einen Platz zwischen Süderende und Klein-Dunsum.

Aber was am Tage erbaut wurde, brachen zwei Riesen während der Nacht wieder ab. Sie holten die mächtigen Feldsteine, mit denen man die Kirchenmauern bauen wollte, und trugen sie auf eine Anhöhe südlich von Süderende, um hier nach ihren eigenen Plänen die Kirche anzulegen. Um recht bequem und mit geradem Rücken arbeiten zu können, lagen sie, jeder auf einer Seite des Kirchenschiffes auf den Knien. Aber bald gerieten sie über Mauern und Dachstuhl hinweg in einen Streit, der so heftig wurde, daß die Kirche beinah zusammenfiel.

Schließlich fielen die beiden Riesen tot zu Boden und wurden am nächsten Morgen östlich der Kirche in zwei Riesenbetten begraben.

Die Kirche wurde bald fertig, und man stellte nun fest, daß die Riesen den richtigen Platz gefunden hatten. Denn von der zuerst gewählten Stelle wäre der Weg nach Hedehusum und Untersum bedeutend weiter gewesen als zu den anderen Dörfern.
 
 

Die Pferde von Tribergen

Westlich von Utersum, hoch auf der Heide, liegen dicht nebeneinander drei Hügelgräber, Tribergen genannt. Dort haben früher viele Unterirdische gewohnt, zum Ärger eines Bauern, der seine Felder in der Nähe hatte. Denn Nacht für Nacht stahlen Zwerge von den Korngarben, die während der Ernte auf dem Feld standen. Um den Dieben auf die Spur zu kommen, sollten die drei Söhne des Bauern nacheinander Nachtwache halten.

Der Älteste war zuerst an der Reihe, ging abends hinauf, setzte sich an den Strohdiemen und wartete auf die Diebe. Da Stunde um Stunde verrann und sich nichts regte, wurde er schließlich müde und schlief ein. Gegen Mitternacht aber kamen die Zwerge und trugen Strohgarben fort. Als der Bauernsohn erwachte, war der Diebstahl bereits geschehen. Mißmutig kam er am Morgen nach Hause, und da er keinen Dieb gefangen hatte, wurde er verspottet und ausgelacht.

Nun kam der zweite Sohn an die Reihe. Er gelobte, seine Sache besser zu machen. Aber auch er schlief ein und merkte nichts von den Vorgängen in der Nacht.

Der dritte Sohn war ein wenig schwerfällig im Denken und Handeln. Als er nun Wache halten sollte, lachten die älteren Brüder und meinten, wenn sie die Diebe nicht hätten fassen können, so würde ein dummer Junge es erst recht nicht können. Aber der jüngste Sohn ließ sie spotten, ging abends nach dem Strohdiemen, lockerte das Band einer Garbe so, daß er hineinkriechen konnte, und legte sich gleich vornean, so daß die Diebe seine Garbe zuerst ergreifen mußten.

Die Pferde von TribergenUm Mitternacht hörte er es huschen und rascheln. Die Garbe, worin er sich versteckt hatte, wurde gleich darauf von den Dieben ergriffen und nach Tribergen geschleppt. Dann liefen die Zwerge wieder fort, um weitere Garben zu holen. Kaum war es still geworden, kroch der Bauernsohn aus dem Stroh heraus und sah mit verwunderten Augen, daß er sich in einem Zimmer befand. An der Wand stand ein Bett mit einer alten, kranken Frau, darüber hing ein grünes Schwert. Auf dem Tisch stand ein gefülltes Glas; daneben lag ein aufgeschlagenes Buch. Lesen war sonst nicht die Stärke des jungen Bauernsohnes, aber als er die großen Buchstaben sah, da las er: "Wer fünf Tropfen nimmt, kann das Schwert heben, wer zehn nimmt, kann damit jedermann totschlagen und niemand fragt danach."

Er zögerte nicht, trank fünfzehn Tropfen und verspürte schon bald, daß eine seltsame Kraft durch seinen Körger strömte. Er nahm das Schwert von der Wand und tötete damit die alte Frau. Als bald darauf die Unterirdischen mit neuen Strohgarben kamen, wurden sie gleichfalls alle nacheinander erschlagen, so daß es in Tribergen keine Zwerge mehr gab.

Der Bauernsohn sah sich nun in den Zimmern des Zwergenvolkes um und stieg zuletzt in den Keller hinab, wo er einen Stall mit zehn feurigen Rappen fand, alle in prächtigem Goldgeschirr. Da er mit Pferden wohl zu hantieren verstand, führte er sie aus dem Hügel und brachte sie nach Hause. Seine Brüder wunderten sich nicht wenig und neideten ihm Ruhm und Beute.

Nun traf es sich, daß der König von Dänemark auf Föhr weilte und in Nieblum ein Ringreiterfest veranstaltete. Als erster Preis wurde ein Bauernhof ausgesetzt, und die beiden älteren Brüder glaubten jeder für sich, daß sie diesen Hof gewinnen würden. Zum jüngsten Bruder sagten sie, er solle doch lieber zu Hause bleiben und Schweine hüten, da jedermann über seine Reitkünste spotten werde. Der junge Bauernsohn aber folgte seinen Brüdern auf einem Pferd, das er aus Tribergen geholt hatte, und als das Ringreiten begann, wunderte sich selbst der König über das schöne Pferd und über die Reitkünste seines Reiters. Mühelos wurde er Sieger, bekam seinen Bauernhof und lebte mit seinen Pferden dort bis an sein Ende.
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Klaus Lembeck

Im 13. und 14. Jahrhundert, vielleicht auch schon früher und sicherlich noch später, waren die Föhrer Burgen (neben der Borgsumer Burg gab es noch eine bei Utersum) von holsteinischen Rittern besetzt, so von Erich Riind, Waldemar Zappy und Klaus Lembeck. Klaus Lembeck hatte vom dänischen König die Inseln Föhr und Amrum als Lehen bekommen und übte ein hartes und herrisches Regiment.

Zur gleichen Zeit wohnte auf der Burg Dorning bei Hadersleben sein Sohn Rolf, der gern die einzige Tochter eines dänischen Ritters geheiratet hätte, was der jedoch verweigerte. In ihrem Liebeskummer sprangen die Ritterstochter und Rolf Lembeck vom Turm einer Burg und blieben Arm in Arm tot liegen.

In seiner Trauer und Wut brachte der dänische Ritter den König dazu, gegen den Vater Klaus Lembeck zu ziehen, mit dem er seit längerer Zeit verfeindet war. Klaus Lembeck sollte auf das königliche Schloß gelockt und gefangen genommen werden. Am Tor zur Königsburg wurde er jedoch von einem Pagen gewarnt, der leise vor sich hinsang: "Das Wasser kocht, der Eber möge kommen." Klaus Lembeck floh auf seine Föhrer Burg zurück. Schließlich nahmen die Klagen der von Lembeck tyrannisierten Föhrer überhand, und im Jahre 1374 zog König Waldemar persönlich mit einem kleinen Heer nach Föhr, um die Burg zu belagern. Die Bewohner von Föhr verbündeten sich mit dem König, und Klaus Lembeck war in einer ausweglosen Lage. Trotzdem gelang es nicht, die Burg zu erstürmen und den Ritter zu fangen, so daß es zu einer längeren Belagerung kam. Der König war überzeugt, daß der Burgherr sich aus Nahrungsmangel bald ergeben müsse.

Aber eines Tages griff der Eingeschlossene zu einer List. Er ließ die einzige noch vorhandene Kuh auf den Burgwall führen, wieder herunterholen und noch mehrere Male, überzogen mit den Fellen längst geschlachteter und verspeister Kühe, wieder heraufbringen, so daß die Belagerer glaubten, der Ritter habe noch Nahrung und Schlachtvieh genug. Lembecks Hoffnung, daß die Belagerer nun aufgeben würden, erfüllte sich jedoch nicht.

Der König entschloß sich nun zum äußersten und ordnete, koste es, was es wolle, die Erstürmung der Burg an. Die Vorbereitungen blieben dem Ritter nicht verborgen. In der Nacht bestieg er ein Boot, öffnete die kleine Schleuse und ruderte still und heimlich über den zum Wattenmeer führenden Priel in die Freiheit. In jener Zeit, als die Föhrer Marsch nocht nicht eingedeicht war, ging nämlich ein Wasserlauf vom Meer bis an die Burg. Am nächsten Morgen wurde die Burg mit Hurra erstürmt, aber außer der geringen Mannschaft und der Kuh war nichts mehr vorhanden.

Klaus Lembeck soll sich später als Raubritter im Land umhergetrieben haben. Aber nach dem Tode von Waldemar Atterdag im Jahre 1375 nahm dessen Tochter, "die schwarze Margarethe", das Regiment, und sie schloß mit den Lembecks wieder Frieden. Klaus Lembeck wurde Amtmann zu Ripen und erhielt offensichtlich die nordfriesischen Inseln als Lehen zurück, da in seinem Auftrag der Vogt Christian Frellefson auf der Borgsumer Burg erschien. Der Vogt war ein brutaler Mann, der auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckte, so daß die erbitterten Föhrer mehrfach seine Burg belagerten und nicht abließen, bevor er nicht Besserung gelobt und verlangte Sühne bezahlt hatte. Seine Besserung war jedoch nie von langer Dauer, und bald erregten neue Untaten die Bevölkerung.

Die Sagen wurden entnommen dem Buch "Föhr erzählt" mit Genehmigung des Verlages Hansen & Hansen, 25587 Münsterdorf
http://www.verlag-hansen.de/

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Else Laufenberg, Januar 2005