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Hanne Uhl

Erinnerungen an die Kinder - und Jugendzeit

Manchmal nahm mich meine Tante mit zum Pilze sammeln. Immer wieder trichterte sie mir ein, wie gefährlich Fliegenpilze seien.
Sie selbst war auch keine große Pilzkennerin, und so mußten wir zuerst unseren Korbinhalt vom offiziellen Pilzsachverständigen
- einem Herrn Köhler oder Kümmerle - überprüfen lassen, bevor die Pilze im Kochtopf landeten. Trotzdem war ich - außer
meiner Tante - die einzig Mutige in der Familie, die von den Pilzgerichten aß.

Während meiner Schulzeit waren in der Bergschule und im Schillergymnasium Feldlazarette untergebracht. Für die vielen
Verwundeten war Medizin unheimlich wichtig und kostbar und man besann sich wieder auf die natürlichen Heilmittel. Die
Schulklassen wurden daher zum Sammeln von Heilpflanzen verpflichtet.

Zuerst waren die Schlehenblüten an der Reihe. Es war schon mühsam, bis man endlich einen kleinen Spankorb mit den winzigen
Blütchen gefüllt hatte. Zudem mußte man höllisch aufpassen, daß die Kleider nicht an den Schlehenstacheln hängen blieben.
Später im Jahr sammelten wir noch Spitzwegerich und Huflattich, und ich erinnere mich, daß mich ständig die Angst plagte, ich
könnte falsche Pflanzen dabei haben.

Das Sammelgut wurde auf den Dachböden der Schulen zum Trocknen ausgelegt und anschließend zu Tee für die Kranken
verarbeitet

 Dr. Hanns Voith  -  Ernst Linse  -   Klaus-Peter Höppner  -   Maria Beuttel  -   Alois Schirmer  -  Elvira Muschler
Notrezepte und Überlebensstrategien


26. 04. 2002; Lilli Meinecke Lilli.Meinecke@web.de