Die
Stadt Marienburg ( polnisch : Malbork ) an dem Fluss Nogat gelegen
ist seit 1276 Stadt und von 1309 bis 1457 Hauptsitz des Deutschen Ritterordens
gewesen .
Die Stadt hat ungefähr 30 000 Einwohner
und ist ein bedeutender Bahnknotenpunkt .
Das gleichnamige Schloss ( die Burg ) wurde
ebenfalls 1276 als Komturschloss mit Wehranlage des Deutschen Ritterordens
gegründet . Ursprünglich im Stil der Backsteingotik gebaut
wurde es mehrfach zerstört ( durch Kriege und einen Großbrand
im Jahr 1959 ) , aber immer wiederhergestellt .
Heute ist die Stadt ein lohnendes Touristenziel
und erinnert mit seinen vielen von Säulen gestützten , offenen
Promenadengängen an der Straßenseite der Häuser
ein wenig an Städte wie Bologna oder Bozen .
Ein
Wahrzeichen der Stadt Elbing ist das Markttor
.
Heute sieht das 1319 erbaute
, im 15. Jahrhundert aufgestockte , im Zweiten Weltkrieg Anfang 1945
beschädigte Elbinger Markttor nach seiner historisch orientierten
Wiederherstellung aus .
Deutlich zu erkennen ist
, dass die ursprünglich vorhandene Uhr noch fehlt . Auch fährt
heute keine Straßenbahn mehr durch das Tor .
Elbing ( polnisch Elblag
) wurde im Jahre 1237 vom Deutschen Orden gegründet , liegt am
Elbingfluß und entwickelte sich zügig
zum ersten Seehafen "Altpreußens" ( bis zum Frischen Haff
sind es 10 km ) . Die Hansestadt hat heute wieder über 100 000
Einwohner , hat viele Sehenswürdigkeiten ( Nicolaikirche - 13.
Jh., Rathaus , Post , Krankenhaus u.a. ) und wird zügig nach alten
Vorlagen saniert . Früher war Elbing bedeutender Standort für
den Schiffsbau und die Schwerindustrie .
Schon 1543 hatte die Stadt
ein Gymnasium , eine Bildungsstätte von Ruf ( heute ein Museum
).
Heute verfügt
Elbing über eine gute Infrastruktur und ist dadurch Ausgangspunkt
vieler Ausflüge. Von hier aus geht es sowohl an das Frische
Haff mit seinen weißen Sandstränden
als auch mit den Schiffen durch den Drausensee
über die sog. Rollberge ( s.u. ).
Wer die Schönheiten
Westpreußens auf kurzen Wegen erkunden möchte , sollte sich
Elbing als seinen Ausgangspunkt wählen .

Nur
5 km südlich von Elbing liegt der Drausensee . Ein nur ca 2,5 m
tiefer See , der schon vor über 300 Jahren für Vogelkundler
aus aller Welt interessant war .
Treffpunkt der Vogelkundler und kultureller
Mittelpunkt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war der im Jahre 1700
erbaute Krug " Drei Rosen " ( auf obigem
Bild zweites Gebäude von links mit seinen Bootshäusern ).
Das Seeufer ist mit Schilf und Binsen bewachsen
, in dem sich zahlreiche Wasservögel sichtlich wohl fühlen
.
Jeder Bauer um den Drausensee hatte so
ein Stückchen Seeufer - das sog. Kampenland - zur "Bewirtschaftung"
; d.h. wenn der See im Winter zugefroren war , wurde auf der Eisfläche
das Kraut geschnitten , danach getrocknet und so aufbewahrt , dass die
Ernte mehrerer Jahre zur Dacheindeckung reichten .
Der heute nur noch gut 10 qkm große
See war früher fünf mal so groß . Er verlandet immer
mehr , weil er nur 0,3 m über Normal Null liegt und somit nur sehr
langsam Richtung Frisches Haff abfließen kann . Aus Naturschutzgründen
war und ist heute noch jegliche touristische Nutzung des Sees verboten
( Ausnahme die Durchquerung mit den beiden Ausflugsbooten zu den Rollbergen
) .
Westlich des Drausensees erstreckt sich
die volkstümlich genannte Drausenniederung
( offiziell : Marienburger Werder ) . Dieses Werder wurde nach der Eindeichung
durch den Deutschen Orden im 13. Jh. vorwiegend von Holländern
und Schweizern besiedelt und erst nach dem Ersten Weltkrieg durch feste
Strassen erschlossen .
Auch heute noch ist die Niederung ( meist
unter oder nur wenige Meter über Normal Null ) fast in ihrem
ursprünglichen Zustand erhalten , weil hier der Zweite Weltkrieg
keine großflächigen Zerstörungen anrichtete und die
"zwangsumgesiedelten" Polen keine Mittel zur Verbesserung bzw. Instandhaltung
hatten . Hier in diesem fruchtbaren Schwemmland lebt der Mensch noch
mit und von der Natur .
Hier kann man Natur pur erleben .
Ein
Naturerlebnis besonderer Art ist eine Schiffsfahrt mit den Ausflugsdampfern
vom Elbinger Hafen aus auf dem schmalen Elbingfluß durch den Drausensee
und den Oberländischen Kanal über die Rollberge
in die Oberländische Seenplatte .
Dieses ca 30 km südlich von Elbing
gelegene Hochland mit seinen zahlreichen Seen , Wäldern und reichen
Landwirtschaft hatte keinen direkten Zugang zu der über 100 m tiefer
gelegenen Hafenstadt Elbing .
Der Bau eines Kanals - Oberländischer
Kanal genannt - mit der Konstruktion von 5 geneigten Eben zur Überwindung
der Höhenunterschiede sollte hier Abhilfe schaffen .
Die Idee zum Bau existierte zwar schon
1825 aber mit dem Bau des Kanals und der Rollberge konnte erst 1844
begonnen werden .
Nicht die Argumente wirtschaftlicher Natur
, sondern die Feststellung des Baumeisters Steenke , dass niemand in
der Welt über eine solche Baumaßnahme verfügen wird
, überzeugte den preußischen König . Er gab sein OK
für dieses noch heute in Europa einmalige Werk .
Am
28. Oktober 1860 wurde das gesamte Bauwerk eingeweiht . Und so funktioniert
das ganze :
Auf jedem Rollberg wurden zwei Gleiskörper gelegt . Sobald ein Schiffswagen
bergauf gezogen wird , fährt gleichzeitig ein zweiter nebenan talwärts
. Beide Schiffswagen werden durch starke Drahtseile , die über gewaltige
Seilräder laufen , miteinander verbunden , sodass der talwärts fahrende
mit seinem Gesamtgewicht den bergauf fahrenden ziehen hilft . Die eigentliche
Zugkraft aber gibt eine Wasserturbine her , die auf jeder Ebene in einem
Maschinenhaus betrieben wird . Die nötige Kraft liefert das von den
Seen abgeleitete überschüssige Wasser oder ein auf die Schaufelräder
der Turbine gelenkte Bach .
Vom Frischen Haff aus ist durch den Bau ein Schifffahrtsweg von insgesamt
195 km - davon 41 km Kanalbau - entstanden .
Das ehemalige Westpreußen und das ehemalige
ostpreußische Masuren sind heute polnisch . Polen wird touristisch immer
interessanter . Wer aber nach Polen reist , sollte sich die einmalige
Fahrt über die Rollberge nicht entgehen lassen .
Warum man grundsätzlich mit zwei Schiffen losfährt sollte sich
bald zeigen . Wir auf dem ersten Schiff blieben wegen Verlandung stecken
. Das hinter uns fahrende zweite Schiff stellte sich quer , sodass der
Kanal jetzt aufgestaut werden konnte . Beide Schiffe wurden mit einem
starken Seil verbunden . Sobald genügend Wasser unter dem Kiel unseres
Schiffes war , konnten wir weiterfahren . Das zweite Schiff im Schlepptau
konnte so auch die Hürde nehmen .
Wer will kann während der Fahrt auf dem Rollberg das Schiff verlassen
( abspringen ) , um z.B. obige Aufnahmen zu machen .