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Philosophie - Kreis

Unter der Anleitung von Herrn Offenhäusser haben sich die Frauen und Männer der philosophischen Arbeitsgemeinschaft im Wintersemester 1999/2000 mit der "Neuen Phänomenologie" auseinandergesetzt.

Hier folgt der subjektive Bericht eines Teilnehmers an diesem Seminar:

Im Herbst 1999 traf sich eine Gruppe von ungefähr 12 Frauen und Männern, um an dem Seminar "Philosophie" teilzunehmen. Diese Gruppe war der harte Kern aus einer viel größeren Gruppe von Interessierten, blieb bis zum Schluß des Seminars Ende Februar 2000 zusammen und zeigte offenkundig starkes Interesse an der von Herrn Offenhäusser vorgestellten Philosophie von Hermann Schmitz.

Was die anderen bewogen hatte, gerade Philosophie zu wählen, weiß ich nicht.
Bei mir lag der Fall so: ich hatte als Schüler in den letzten zwei Jahren des Gymnasiums an der neu eingeführten Arbeitsgemeinschaft Philosophie so großes Vergnügen gefunden, daß ich an der Universität Mainz sogar einige Semester in Philosophie und Psychologie (u.a. bei den Professoren Holzamer, von Rintelen, Bollnow und Wellek) belegte. Da Philosophie ein Fach ist, das wenig berufliche Möglichkeiten außerhalb der Universitätslaufbahn bietet, trat es bei mir zugunsten der berufsorientierten Fächer in den Hintergrund. Philosophische Themen haben mich seitdem immer interessiert, allerdings ohne daß ich aktiv geworden wäre.
Da ließ mich aufhorchen, daß die Seniorenakademie ein Seminar "Philosophie" anbot; und ich entschloß mich kurzerhand (nach fast 50 Jahren), wieder an einem Kurs teilzunehmen. Ich hatte keine Ahnung, welches Thema der Kurs haben würde.

Würde er sich mit bedeutenden Philosophen der Vergangenheit oder der Geschichte der Philosophie, oder würde er sich mit der Philosophie der Gegenwart beschäftigen? Ich war gespannt.
Nun, des Rätsels Lösung erfolgte gleich in der ersten Sitzung, als Herr Offenhäusser mit seinem unverwechselbaren Schwung daranging, uns in die sogenannte Neue Phänomenologie des Philosophen Hermann Schmitz einzuführen.
Er konnte dies um so leichter, als diese philosophische Richtung zunächst kein Insiderwissen voraussetzt, d.h. fachinterne Argumentation ist nicht notwendig.
Diese Philosophie geht von den Phänomenen des Alltäglichen aus, von mir als einem Betroffenen.
Da der Einstieg in diese Philosophie so leicht gemacht wird - worauf Schmitz stolz ist, und was seine Philosophie vorteilhaft von anderen Richtungen unterscheidet - entfaltete sich sofort ein lebhafter Diskurs, der seitdem mit unverminderter Intensität angehalten und - meiner Beobachtung nach - alle Teilnehmer mit großer Befriedigung erfüllt hat.

Obwohl die Schmitz'schen Gedankengänge zunächst leicht zugänglich erscheinen, geben sie doch in der Folge harte Nüsse zu knacken.
Dies liegt weniger an der Sprache als an einer neuen Sehweise des Menschen und der Welt. Formulierungen wie "Gefühle sind keine privaten Seelenzustände, sondern räumlich ergossene Atmosphären" oder "Situationen sind chaotisch-mannigfaltige Ganzheiten" erschließen sich in ihren Dimensionen erst im Laufe von einigen Sitzungen.
Es ist hier nicht der Ort, um die Schmitz'sche Philosophie vorzustellen, so viel sei nur gesagt: Es geht ihm darum. einen zweieinhalbtausend Jahre alten Irrweg, der in einem unheilvollen Dualismus von Geist und Körper und damit von Gut und Böse besteht, zu entlarven und seine Verkrustungen aufzubrechen.
Schmitz macht es seinen Schülern nicht leicht.
Er hat u.a. ein 10-bändiges "System der Philosophie" geschrieben, dessen Lektüre Konzentration und Sitzfleisch verlangt.
Glücklicherweise hatte er Verständnis für die Situation seiner Schüler und hat ihnen in Kurzfassungen die Lektüre erleichtert.
Doch auch sie wäre ohne die lebhafte Interpretation von Herrn Offenhäusser blaß geblieben. Sein temperamentvoller, oft auch provozierender Vortrag hat das philosophische Feuer in der Gruppe oftmals angefacht.
Ein weiterer Vorteil lag in seiner gänzlich undogmatischen Vorgehensweise.
Mag sein, daß der Verlauf der Stunden nicht den strengen Zielsetzungen eines akademischen Seminars entsprach; er bot uns Amateuren viel mehr: lebendiges Philosophieren, Diskussionen um die Kernprobleme unserer Zeit, Anstöße zu einer bewußteren Sicht, Überdenken eigener Positionen und vor allem Bewußtmachen vorgefertigter Denkmuster und Gewohnheiten.

Für sein Engagement möchte ich Herrn Offenhäusser, auch im Namen der anderen Gruppenmitglieder, herzlich danken.

Sollte die Frage gestellt werden, ob das Seminar im Herbst weitergeführt werden solle, würden sicherlich alle Teilnehmer mit "Ja" antworten.

(Herbert Bauser)

Neue Phänomenologie

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Webseite: Oskar Söhnle; 3.3.2000