Wegbeschreibung:

Vom Kirnbergwanderparkplatz gehen wir ein paar Schritte in die Richtung, von der wir mit dem Auto hergekommen sind, verlassen die Straße links und gehen über die Schafweide hangaufwärts zunächst ganz kurz Richtung Süden, dann in einem großen Bogen nach links in Ostrichtung, bleiben immer außerhalb des Waldes (nicht zur Ruhebank gehen) bis auf der rechten Seite Äcker sichtbar werden.
Hier am Feldrain entlang (links stehen Fichten), dem Wegweiser Fleinheim/Auernheim nach,  bis dieser Weg in einen anderen einmündet. Dort biegen wir scharf rechts ab und gehen immer entlang des Waldrandes.
 
schlafender Maulwurf Die Landschaft öffnet sich: Äcker und Wiesen zeigen sich, im Süden ist der Weiler Allewind sichtbar; ganz rechts liegt die Stadt Giengen. Nach einer Rechtsbiegung führt der Weg durch Felder.
Maulwurd in Paint

Bei der nächsten möglichen Linksabzweigung gehen wir nach links Richtung Osten.
Uns begegnet die Technik des 20. Jahrhunderts: Eine Strom - Hochspannungsleitung, der wir noch ein paarmal begegnen. Nach ca. 50 m gehen wir nach rechts (links geht es zum Schratenhof); am Waldrand bleiben wir rechts.  Durch einen kleinen Hohlweg führt der Weg mit Linksbogen wieder am Waldrand entlang. Wir nehmen dann den nächsten rechten Weg und streben das andere Waldstück an.
Wenn plötzlich links eine Kirchturmspitze sichtbar wird, sind wir goldrichtig.
Jetzt kommen wir zum Wegweiser des "Jakobs - Pfades" (Muschel).
Unser Blick richtet sich zwangsläufig auf die Staufener Kirche, links dahinter die Staufener Kapelle, weiter links das Staufener Sportheim an exponierter Stelle (von diesen Standorten ebenso herrliche Aussichten auf das Bachtal); vor uns liegt Syrgenstein - Altenberg.

Welcher große Wandel hat sich da in letzter Zeit vollzogen. Die Kirchen und Wallfahrtskapellen wurden früher möglichst an den höchsten Stellen errichtet, weit sichtbar. Die Menschen konnten sich dadurch auf dem Kirchgang immer wieder an ihrer schönen Landschaft und Natur erfreuen und ihrem Gott danken. Heute werden die Kirchen an unauffälligen Stellen gebaut, kaum auffindbar. Die Sport-  und Tennisanlagen entstehen oft an den schönsten Aussichtspunkten.

Nach unserem ersten großen Staunen gehen wir rechts weiter. Leider müssen wir ein kurzes Stück an einer Schutthalde vorbei. Aber bald haben wir einen grandiosen Blick über das obere Bachtal und Teile des Egautals.
Wir stehen ziemlich genau an der Staatsgrenze Baden-Württemberg / Bayern und  blicken hinüber zu den Bayern.  Klingt fast nach  Ausland, wo es doch heute in ganz Europa keine Grenzen mehr gibt.
Man wundert sich, hier zeigt sich ein anderes Landschaftsbild gegenüber der sonstigen Schwäbischen Alb:  Die Hügel sind sanft, der Blick ist weit und frei. Rechts im Süden sehen wir über das Donautal hinweg auf Höhenzüge, die sich ca. 8 km hinter der Donaulinie erheben. Die gehören bereits zu den "Holzwinkeln" des  Augsburger Naturparks.
Der Landschaftskessel des oberen Bachtals wird im Wanderführer "Wandern im Dillinger Kreis" als reizendste Gegend des Kreises bezeichnet und wird seit ca. 1910 in dem 7-strophigen Bachtal - Lied von Hauptlehrer Leble, Oberbechingen besungen.

Geradeaus kommen wir nach ca. 100 m  zum etwas tiefer und schön gelegenen Sportheim Ballhausen mit Tennisplätzen (an Sonn- und Feiertagen geöffnet - Getränke, Kaffee und Kuchen).
EinodidylleWir gehen aber rechts weiter, oberhalb am Martinshof vorbei.

Fragen Sie sich auch, was hat die Bauern damals angeregt, ihre Hofstatt weit vom Schuß entfernt hier zu errichten? Die Kommunikationswege waren ja früher noch sehr schlecht, die Verbindungswege fast unzugänglich. Waren es nur die umliegenden zu bewirtschaftenden nahen Felder ?
Der Martinshof gehört zur Gemarkung Landshausen (Bayern). Früher rein katholisch wie alle Bachtalgemeinden, außer Haunsheim. Die Ansiedler kamen vermutlich aus Württemberg, waren evangelisch. Also gingen sie zur Kirche und Schule nach Hohenmemmingen (Württemberg), zum Bürgermeister und um Steuer zu bezahlen nach Landshausen. In dieser Einöde bedeutete dies für die Familie,  manchen zusätzlichen Kraftaufwand einzusetzen. Der wurde aber wegen der einmaligen Lage anscheinend gerne hingenommen.

Nach einem Jungfichtenwäldchen haben wir noch einmal einen wunderschönen Blick über das Gebiet.
 

Vor uns liegen mindestens 13 Dörfer mit ihren Kirchtürmen:

                        "Reistingen"        Demmingen        Bergheim        Wittislingen (weißer Turm)

 (Egautal)                                   Dattenhausen      Ziertheim
                         Schäfhof                                                                           Buschel
  (Bachtal)                                                                      Burghagel        Oberbechingen    Unterbechingen
                                                                                                                                Skt. Georg
                                                                                                                             (Friedhof  Bachhagel)
Staufen        "Altenberg"        Ballhausen        Landshausen               "Bachhagel"
                                                Martinshof

Der ländliche Charakter dieser Gegend ist überwiegend erhalten geblieben und strahlt einen besonderen Liebreiz aus;  nur an wenigen Stellen ist industrielle Ansiedlung sichtbar.
Das Bachtal hat seinen Namen von dem in Staufen entspringenden Zwergbach, der früher in den Orten Ballhausen, Landshausen, Bachhagel, Unterbechingen und Haunsheim jeweils eine bis zwei Getreidemühlen antrieb.
Leider ist dem Zwergbach nur ein Weg von 23 km vergönnt. Nach Haunsheim berührt er noch Hausen und Dillingen und wird in Schretzheim von der Egau aufgenommen.

früheres JurameerIm Mitteltertiär überschwemmte ein gewaltiger Meeresarm aus dem Mittelmeer das ganze Gebiet. An vielen Stellen wurde Sand abgelagert. Die vielen Sandgruben wurden jedoch zum größten Teil wieder aufgegeben, da sich der feine gelbe Meeressand als Baumaterial schlecht eignete. Eine Sandgrube ist in der Senke noch erkennbar.
In der Nähe von Balmertshofen konnte eine Grube sich als Naturdenkmal behaupten. Der Ort Balmertshofen ist nicht zu sehen, da er in einer Senke links neben Dattenhausen liegt. Für Interessierte: Die Sandmulde ist oben am Berg Richtung Giengen zu finden.

Außer den Sandablagerungen hinterließ das "Schwäbische Meer" die Moor- und Riedlandschaft: Das "Dattenhauser Ried" zwischen Oberbechingen und Dattenhausen. Der ehemalige See wurde anno 1425 erstmals erwähnt. Nachdem er mehr und mehr austrocknete,  wurde er 1830 trockengelegt. Anschließend lieferte der Seegrund viele Jahrzehnte Torf zum Heizen. Unweit davon liegt der "Buschel", eine herausragende Juraerhebung (Naturdenkmal). Gegen die Regel findet sich hier oben Jurakalk (vermutlich Gesteinsbrocken vom Ries) über den jüngeren Tertiärsanden. In den umliegenden Äckern sind ab und zu versteinerte Austernschalen des Tertiärmeeres zu finden.

Bei den Bachtalern handelt es sich um ein rühriges und  fleißiges Völkchen. Immerhin wurde bereits 1909 auf Initiative vom damaligen Dorfpfarrer Anton Saur und Hauptlehrer Urban Schonger aus Bachhagel die Elektrizität eingeführt und ein eigenes Dieselkraftwerk erstellt. Das "Elektrizitätswerk für das Bach- und Egautal" wurde gegründet. 1923 wurde das Werk wieder stillgelegt, da der Strom aus größeren Kraftwerken billiger bezogen werden konnte.

Etwa 1936/37 war der Bau einer Eisenbahnlinie von Heidenheim durch das Bachtal nach Lauingen geplant. Die Entwürfe lagen bereits fix und fertig beim Oberbürgermeister in Heidenheim. Da sich anscheinend schon die Härtsfeldbahn nicht recht rentierte, betrachtete man das Anliegen dort sehr skeptisch. Es wurde nichts daraus. So blieb den Bachtalern die evtl. spätere Stillegung erspart und sie mußten nicht darüber granteln wie bereits 1975 Aloys Balsamer:

"Die Bundesbahn is fast a Wunder, weil sie des zammbringt, daß sie mit immer weniger Leut auf weniger, aber rentierlichere Bahnhöf und Streckn - allerweil mehra draufzahlt.
Was bleibt is bitter: Die Bundesbahn fahrt weiter ins Defizit, des aa mir Steuerzahler im Grenzland mitfinanziern. Mir zahln also weiter für an Verkehr auf Auto-, U- und S-Bahnen, ja auf allen Schienen, der wo anders rollt. Bei uns aber im Grenzland rosten die Schienen und mit dene die Zukunft".
Aber in Bachhagel wurde in jenen Tagen ein Freibad (betoniertes Schwimmbecken mit Sprungbrett, Umkleidekabinen und Liegewiese) errichtet. Einmalig weit und breit. Nicht einmal in den benachbarten Städten gab es derartiges. Das stillgelegte Dieselkraftwerk wurde 1937 zu einer Schulungsburg, der "Ulrich Graf-Burg" umgebaut, und in diesem Zusammenhang ist das Freibad entstanden. Der zu steuernde Zwergbachdurchfluss sorgte immer für sauberes ? Wasser. Nach Kriegsende war für den Erhalt bzw. Modernisierung dieses Freibads kein Geld da. Auf dem Gelände entstand später ein Einkaufsmarkt.
Das Gebäude der Schulungsburg diente zunächst als Kinderheim, wurde später saniert und ist jetzt Grundschule und Gemeindehalle .

Schauen Sie ganz nach rechts, da "geht es Bachhagel zu". Kennen Sie diesen Ausspruch?  Durch anklicken können Sie erfahren, warum er im ganzen Land manchem über die Lippen geht.

Meine Urahnen lassen meine Augen immer wieder magisch an den Horizont gleiten. Ganz hinten auf dem Hügel hinter dem Schäfhof liegt Demmingen und links daneben "Reistingen", ein schmuckes Dorf,  ein Kleinod mit nur 100 Seelen und einer sehenswerten romanischen Kirche. Ein gelegentlicher Besuch lohnt sich,  wenn Sie evtl. die Sandgrube bei Balmertshofen aufsuchen.

Unser Weg geht nun durch ein kleines Waldstück.

heulender Wolf
Bald kommen wir auf freies Feld und sehen auf der Anhöhe das Dach des "Trinkwasserbehälters Scheuenberg". Da müssen wir hin. Wir gehen also zunächst nach rechts, biegen dann nach links und nochmals links und gehen dem Waldrand entlang.

Frosch Teilweise ist es hier sehr naß. Beim nächsten Wäldchen gehen wir unter der Hochspannungsleitung durch, links am Mast vorbei (nicht nach rechts abwärtsgehen !) wieder am Wald entlang .
Auf der Hochfläche sehen wir dann von links Unterbechingen.  Sachsenhausen, den Viehof und die dampfenden Kühltürme von Gundremmingen.

Unterhalb des Wasserbehälters "Scheuenberg" liegt Hohenmemmingen.
Die Hohenmemminger tragen den Spitznamen "Melkkübel". Vielleicht weil wegen der früheren Molkerei und der zahlreichen landwirtschaftlichen Gehöfte mit viel Milchwirtschaft  immer auffallend viele Melkkübel  herumstanden ?
Wir sehen in das Brenztal, einen Teil von Hermaringen, von  Burgberg und rechts eine andere Sicht von Giengen. Im Westen sehen wir Dettingen liegen.

Rechts geht es weiter. Wir kommen bald nach einer Linkskurve auf eine geteerte Straße die zum Schratenhof führt. Auf der Straße gehen wir ca 50 m nach links bis zum Ortsschild, dann nach rechts auf der Straße zu unserem Kirnbergparkplatz. Eine Holzskulptur des Bildhauers Schumacher winkt uns wie ein Wegweiser in die Zukunft herüber. Sollen wir dort hin ? Es ist ein Umweg. Da wir doch noch ein ganzes Stück zurücklegen müssen, bleiben wir besser auf der Straße.

FahrradNun hätten wir gerne ein Fahrrad dabei,  um den Berg hinunterzusausen.  Aber leider müssen wir auf Schusters Rappen weitermarschieren. Macht nichts, wir genießen weiter die Landschaft und können diese durch unseren Fußmarsch noch besser in uns aufnehmen. Wer will,  kann links auf die Heide ausweichen. Sie sollten sich aber von der Straße nicht allzu weit entfernen, da Sie in der Senke beim Hohenmemminger Schützenhaus über eine kleine Brücke müssen. Rechts sehen wir nochmals die Staufener Kirche.

Auf der Hochfläche gabelt sich die Straße: Wir bleiben rechts und bevor es bergab geht,  verlassen wir den Fahrweg,  gehen rechts über die mit Büschen und Bäumen durchsetzte Heide. Bald sind wir an unserem Ausgangspunkt.

Rapsfeld

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Wolfgang Fischer, 09.03.2001