Das Alte Eichamt wurde im Jahr 1988 genau 300 Jahre alt. Es ist mithin eines der ältesten Häuser Heidenheims und zählt zu den wenigen, deren Entstehungsjahr genau feststeht. In dem eichenen Türaufsatz des eindrucksvoll gestalteten Ostportals (unmittelbar an der Hinteren Gasse) sind nämlich folgende Worte eingeschnitten: "Erbaut von Stat und Ambt 1688". Damit ist zugleich zum Ausdruck gebracht, dass das stattliche Giebelhaus von den damaligen Verwaltungen der Stadt und des Amtes Heidenheim genutzt wurde. Demgemäss führt es in den ältesten Planunterlagen der Stadt die Bezeichnung "Stadtschreiberei". Fast 140 Jahre lang, nämlich bis 1826 hatte es diese Funktion. Auf Grund der Neuorganisation der württembergischen Verwaltung durch König Wilhelm I. wurde das Amt des Stadtschreibers 1826 aufgehoben und statt der Ämter wurden königliche Oberämter als Verwaltungsbezirke eingeführt. In jedem Oberamt wurde ein Oberamtsgericht gegründet. Das Heidenheimer Oberamtsgericht hatte seinen Sitz von 1826 bis 1839 in diesem Gebäude Hintere Gasse 60. Nach dem Umzug des Oberamtsgerichts in ein neues Gerichtsgebäude kaufte die Stadt Heidenheim am 13. September 1839 das Haus Hintere Gasse 60 um 5.000 Gulden. 35 Jahre, von 1839 bis 1874, diente es dann als Schulhaus und weitere 100 Jahre, d.h. bis 1974 als Eichamt zur Eichung von Verkehrsmaßen und -gewichten. Neben den Eichräumen waren einzelne Räumlichkeiten zeitweise auch als Wohnungen eingerichtet.
Von 1978 - 1980 hat die Stadt das Haus für rd. 1,5 Mio. DM im Rahmen der Heidenheimer Stadtkernsanierung grundlegend renoviert und dann dem Seniorenclub Heidenheim zur Nutzung überlassen. Seitdem ist das Alte Eichamt zur zentralen Stätte der Begegnung der Heidenheimer Senioren geworden. Sie suchen es in großer Zahl fast täglich gerne auf und erfüllen das wieder instandgesetzte historische Gemäuer mit von beispielhaftem Gemeinschaftsgeist getragenem Leben.
Mit seinem im Rahmen der Sanierung freigelegten prächtigen Fachwerk und den vorgekragten Stockwerken stellt das Alte Eichamt das schönste Fachwerkhaus in Stadt und Kreis Heidenheim dar. Als zugleich größtes Haus in der Hinteren Gasse prägt es diesen historischen Straßenzug maßgeblich.
Ein künstlerisches Kleinod ist das schon erwähnte Ostportal. Außer dem eichenen Aufsatz weist es ein barockes Türgestell und sehr schön geschnitzte Türflügel im Rokoko - Stil auf.
Die grundlegende Renovierung des Alten Eichamtes durch die Stadt war sozusagen der Initialfunke für die private Sanierung der meisten übrigen Häuser der Hinteren Gasse. Die Hintere Gasse ist dadurch und durch die Ausgestaltung zur Fußgängerzone zu einem Schmuckkästlein der Stadt Heidenheim geworden, es sei deshalb jedem Besucher zur Besichtigung empfohlen.
