Die Traumzeit dauert schon seit 40 000 Jahren

 

Der australische Kontinent erlebte die Blütezeit einer komplexen Kultur mit ausgeprägten Sitten, Glaubensvorstellungen und Lebensformen, lange bevor sich die antiken Kulturen im Nahen Osten, in Europa und Amerika entfalten konnten.

Als  die ersten europäischen Schiffe im 18. Jahrhundert an den Gestaden des „Grossen Südlandes“ landeten, hatten die Eingeborenen bereits eine 40 000jährige Geschichte hinter sich, hatten längst seine Wüste, die tropischen Regenwälder, die Flusssysteme, das Flachland, die Küsten und Berge besiedelt. Man geht davon aus, dass 1770 mehr als 300 000 Aboriginis in Australien lebten. Wir wissen, dass die Ureinwohner in Harmonie mit dem Land lebten und den Verschleiß natürlicher Lebensgrundlagen in engen Grenzen hielten. Ihr Denken war, dass nicht nur alle Lebewesen, sondern auch Steine und andere geographische Besonderheiten miteinander verwandt sind.    

„Traumzeit“ heißt der Schlüssel zum Verständnis der Gedankenwelt der Aborigines. Sie ist eine längst vergangene Zeit, doch stets gegenwärtig als eine zeitlose Erfahrung, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbinden. Die Traumzeit stand am Beginn der ganzen Schöpfung, als das Land erschaffen wurde.

Die Aborigines durchstreiften in Horden zu 10 bis 100 Personen ihre Reviere. Den Männern oblag die Jagd. Sie waren Meister im Fährtenlesen. Sie richteten sich nach den Gewohnheiten der Tiere und nahmen nur das zur Beute, was für die Ernährung der Horde nötig war. Die Frauen sammelten Pflanzen, Insekten und Knollen. Die Ureinwohner sorgten dafür, dass die Lebensgrundlagen der Pflanzen und Tiere erhalten blieb, das beste Mittel, sie vor Hungersnöten zu bewahren.

Aberglaube und Magie waren verbreitet. Die magische Telepathie setzte man ein, um Feinde zu überwältigen oder den Gegner zu Tode zu bringen. In Malereien, Gesängen und geweihten Tänzen feierten die Aboriginis die Abenteuer ihrer Traumzeitwesen. Sie glaubten an ein vorherbestimmtes Schicksal und an die Wiedergeburt –als Felsen, Bäume, Tiere oder in anderen Menschen.

So lebten die australischen Ureinwohner, als im 18. Jahrhundert die ersten Europäer das Land entdeckten. Die Aborigines waren auf alle Eventualitäten des Lebens vorbereitet, aber auf die Ankunft des weißen Mannes mit seinem unstillbaren Landhunger, den  Kanonen und Krankheiten waren sie völlig überfordert. Die Siedler ihrerseits, anfangs Sträflinge, hatten keinerlei Verständnis für ihre Kultur. Die Ureinwohner wurden nicht als Eigentümer betrachtet und ihre Vertreibung war bald besiegelt. Sie wurden in Reservationen gesammelt, lebten ärmlich, ohne Rechte und waren häufig dem Alkohol verfallen. Erst 1967 erhielten sie nach einer Volksabstimmung das allgemeine Wahlrecht.

Die Aborigines insgesamt sind nach wie vor eine benachteiligte, im eigenen Land wie Fremde behandelte australische Minderheit. Die Einstellung der Weißen beginnt sich allmählich zu wandeln, besonders im Ausbildungsbereich. Es besteht deshalb Hoffnung, dass noch zu retten sein wird, was von einer einzigartigen Kultur übrig geblieben ist.

(Auszüge aus dem Reiseführer Apa Guide Australien)

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