Neuanfang

Kurzbericht über das Projekt von Albin Schiessl

Beim Projekt "Zeitzeugen der Heimatvertreibung" an dem 16 Personen teilgenommen haben, wurde teilweise das Thema "Neuanfang" schon mitbeschrieben. Somit sind 6 Teilnehmer übriggeblieben, die das Thema behandelten.

Bela Hedrich, Pantschowa /Jugoslawien

1. Neuanfang nach der Internierung 1948
2. Neuanfang in Deutschland nach Familienzusammenführung 1955. Die Familie bestand aus 4 Personen. Mit der Hausratshilfe von DM 130.- wurde eine Wäscheschleuder angeschafft; Möbel wurden auf Kredit gekauft. Der Lastenausgleich des Großvaters wurde in Rente umgewandelt; dazu kam noch Sozialhilfe zum Leben.

Siegfried Renelt, Losdorf / Sudetenland

Er hat ebenfalls zweimal neubegonnen.
1. Neuanfang: Im Juni 1945 über die Grenze nach Sachsen abgeschoben. Die Hauptbeschäftigung in den ersten Jahren war die Lebensmittelorganisation zum Überleben (Hungerjahre). Erste gesellige Kontakte bei der katholischen Jugend, dann folgt die FDJ, anfangs ohne Politik. Sein Wunsch Förster zu werden war nicht möglich. Die Eltern wollten, daß er Bäcker wird; aber es war nur eine Lehrstelle im Bauhandwerk zu haben und so wurde er Maurer. Mit der Zeit eckte er an in der DDR und flüchtete im Oktober 1952 in die Bundesrepublik.
2. Neuanfang: Über Lager nach Zuzuggenehmigung nach Oberbayern, wo von ihm Verwandte wohnten. Durch seine Baufirma, die in Giengen einen Auftrag hatte, lernte er seine Frau kennen. Bei der Beschaffung der Heiratsunterlagen gab es Probleme, da er katholisch und sie evangelisch war, denn sie wollten sich kirchlich trauen lassen - was sie 1954 auch taten. Aus der Wohnungsnot heraus wurde dann 1957 mit dem Hausbau begonnen. Die Baugenehmigung wurde erst erteilt, als die Finanzierung am Rathaus in Giengen nachgewiesen werden konnte. Es wurde viel in Eigenleistung gebaut; auch Freunde, Arbeitskollegen und Verwandte haben geholfen.
Nach Bezug des neuen Hauses ist er in der neuen Heimat angekommen. Die Kinder betrachten es als ihre Heimat.

Karl Flickinger, Pressburg / Bratislava

Vom Stadtkind zum Stall- und Feldarbeiter
- Flucht vor der Roten Armee nach 1944 nach Österreich, nach Ende des Krieges wieder nach Pressburg ausgewiesen und 1946 von den Tschechoslovaken vertrieben.
Im April 1946 ging es dann mit dem Transport nach Deutschland. Die Familie kam im Bayrischen Wald bei einem Bauern unter. Voraussetzung für das Quartier (mit nackten Ziegeln gedeckte Dachkammer) war, daß sie am Hof mitarbeiteten. Bis zur Währungsreform wurde für harte Bauernarbeit kein Lohn bezahlt, dann DM 30.- / Monat.
- Aus Kummer verlor die Mutter den Lebensmut und verstarb im Mai 1950. Als Waise auf sich gestellt suchte er einen Arbeitsplatz in Giengen. 1953 heiratet er ein Flüchtlingsmädel. Da die Wohnungsnot in dieser Zeit noch groß war, griff er zur Eigeninitiative und begann 1956 mit viel Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe mit dem Bau eines Eigenheimes. Die Familie konnte dann kurz vor Weihnachten 1957 das Heim beziehen.

Maria Bahmer, Batschka Palanka /Jugoslawien

Die Vertreibung hat sie bereits im Buch "Zeitzeugen der Heimatvertreibung" niedergeschrieben.
Der Zuzug nach Söhnstetten aus dem Übergangslager Dachau, den die Tante vermittelt hat, war nur möglich, weil sich der Vater als Knecht verdingt hat.
Im Bericht -Neuanfang- schreibt sie, unter welchen Umständen sie 1953 ein 3 - Familienreihenhaus bauen konnten. Die Gemeinde Söhnstetten war nicht in der Lage, "Flüchtlingen" einen Bauplatz zur Verfügung zu stellen. Es gab aber immer wieder hilfsbereite Menschen, so auch ein Nachbar der vermittelte. So konnten sie eine Baumwiese mit Öde erwerben, auf der sie dann das Haus errichteten. Es wurde mit viel Eigenleistung erbaut.

Zeitzeugen der Heimatvertreibung

Albin Schiessl, 21. Mai 2003