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Klaus-Peter Höppner

Wie ich als einer vom Jahrgang 1938 - bis 1958 in der DDR lebend - die Zeit vom Kriegsende bis zum Wirtschaftswunder erlebte.

Die Schulzeit

Am Tag der Einschulung im Jahr 1944 hatte ich wohl eine große Schultüte bekommen, aber die war fast nur mit zusammengeknülltem Papier gefüllt. Nur obendrauf waren einige Süßigkeiten. Es gab ja nicht viel zu kaufen.

Die Grundschulzeit dauerte in der DDR 8 Jahre. Nach dem Kriegsende war es für mich notwendig, der Gesellschaft der jungen Pioniere beizutreten. Und von da ab begann das nervenzerreibende Doppelleben. Auf der einen Seite mußten in der Schule und in der Öffentlichkeit die siegreiche Sowjetunion, die Errungenschaften des Sozialismus und des Kommunismus gelobt werden, auf der anderen Seite wurde vor allem daheim auf die Sowjetunion, die Russen, den Kommunismus und Sozialismus geschimpft.

Und in Gesprächen mit Schulkameraden oder Erwachsenen galt es immer zuerst vorsichtig auszuloten, wie weit man seine Meinung ehrlich äußern konnte.

1952 wechselte ich auf das Gymnasium über. Das war nur Dank meiner guten Noten möglich, da ich eigentlich (mein Vater war ja vor dem Krieg Beamter) kein Arbeiter- und Bauernsohn war. Und für Beamtensöhne war eben ein Gymnasium nicht vorgesehen.Auf dem Gymnasium war ich dann kein junger Pionier mehr, ich trat der FDJ = Freien Deutschen Jugend bei. Da mußten wir Blauhemden tragen, was uns an die Braunhemden im "Dritten Reich" erinnerte.

Mußten wir noch während des Krieges mit lautem Heil - Hitler grüßen, gab es jetzt am Montagmorgen vor dem Gymnasium den sogenannten Fahnenappell. Standen mehr "Nichtkommunisten" beisammen, wurde oft statt .."Freundschaft" leise mit "Feindschaft" gegrüßt. Bei der Nationalhymne sangen wir oft auch statt: "Auferstanden aus Ruinen" - "Auferstanden aus Urinen". Das mußte äußerst vorsichtig geschehen, aber diese Verhonepipelung des Systems machte uns das Leben doch etwas leichter.

Bald wurde gewünscht, daß wir in der GST = Gesellschaft für Sport und Technik mitmachten. GST war also nicht die Abkürzung für gemeiner Schultag oder großes Sautreiben. GST - Das war Schießunterricht, zunächst am Luftgewehr und dann am KK und eine Ausbildung zum Motorradfahren. Das machte uns Jungen natürlich Spaß. Dabei ging uns erst viel später auf, daß das eine rein vormilitärische Ausbildung war.

Vorsicht bei Gesprächen war jetzt immer mehr geboten. Es kam öfters vor, daß ein Mitschüler oder auch ein Lehrer intensiv ausgehorcht wurde und der dann durch unvorsichtige Äußerungen unfreiwillig einen "Staatsfeind" preisgab.

Schwierig war das Zusammenleben in der Klasse durch die Zweiteilung in "Kommunisten" und "Nichtkommunisten". Irgendwie war das Verhältnis unter uns "Nichtkommunisten" besser als bei den anderen. Die merkten das, und mancher war dann doch lieber bei uns. Aber allgegenwärtig mußte der Spruch sein: "Vorsicht, Feind hört mit!".

1956 war für mich die Schulzeit mit dem Abitur beendet.

Dr. Hanns Voith   -   Ernst Linse   -  Maria Beuttel  -   Alois Schirmer  -   Hanne Uhl   -  Elvira Muschler
Notrezepte und Überlebensstrategien


26. 04. 2002; Lilli Meinecke Lilli.Meinecke@web.de
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