Da wären vor allem zu nennen der Reformator Martin Luther, die
Dichter, besonders Johann Wolfgang von Goethe und
Friedrich von Schiller, aber auch Christoph
Martin Wieland und Johann Gottfried Herder, die Maler,
wie zum Beispiel Lukas Cranach, d.Ä., der schon im 16. Jahrhundert seinen
Wohnsitz hier wählte, die Musiker Johann Sebastian Bach, Franz Liszt
und Richard Wagner, der Architekt Henry van de Velde und ab 1919 die
Angehörigen des Bauhauses mit Walter Gropius und
Lyonel Feininger. Der Philosoph Friedrich Nietzsche verbrachte hier seine
letzten Lebensjahre. Die Traditionen der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur,
der Architektur und der Philosophie werden hier in bedeutenden Kunstsammlungen,
in zahlreichen Museen, in den Hochschulen für Architektur+Bauwesen und
Musik, durch Landesbibliothek, Landeshauptarchiv, das Goethe-Nationalmuseum,
das Goethe-, Schiller- und Nietzsche-Archiv, das Lisztmuseum, sowie durch hier
ansässige internationale Gesellschaften bewahrt und lebendig gehalten.
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Sehenswert sind auch der historische Friedhof mit der Goethe- und
Schiller-Gruft und die reizvollen Parkanlagen um das Goethe-Gartenhaus
und in naher Umgebung der Stadt in Belvedere, in Tiefurt und Ettersburg.
Zwei interessante Daten zu Weimars Bedeutung in der Geschichte: |
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Der erste Tag in Weimar: Nach langer Anreise ist am ersten Nachmittag zur Einstimmung ein Spaziergang
durch den stilvollen Park mit seinen Sehenswürdigkeiten zu empfehlen.
Auf Betreiben Goethes und unter Mitwirkung des Herzogs wurde er in den
Jahren 1778 bis 1828 als Landschaftsgarten endgültig angelegt. Am Shakespeare - Denkmal vorbei, ein paar Stufen tiefer, erreicht man das Borkenhäuschen , einen schlichten, mit Baumrinde umkleideten Holzbau. An seinem Fuße liegt eine poetische Erfindung Goethes, die Felsentreppe mit dem Felsentor, die "Felsengrotte" mit dem "Naturbrünnlein" am Eingang des alten Stollens, der einmal der Sandgewinnung gedient hat. Mit Musik und Fackeln fanden durch seine Fantasie hier zauberhafte Feste statt. Über die Naturbrücke gelangt man zum anderen Ufer der Ilm und
zu der großen Wiese, die auf der einen Seite vom "Stern", einer
barocken Wegkreuzung mit geradlinigen Wegen nach allen Richtungen des
Parks, auf der anderen von Goethes Garten mit seinem Gartenhaus
begrenzt wird. Dieses gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. |
Wendet man sich nun der Sternbrücke zu, nach Osten,
kommt man am Standbild Carl Augusts vorbei, welches bis zur geplanten
Fertigstellung des Tiefenmagazins für die "Herzogin Anna Amalia Bibliothek"
im Jahre 2003 vom Platz der Demokratie hierher versetzt wurde. Von hier aus kann man auf mehreren Wegen die zweite bedeutende Gedenkstätte
des Parkes erreichen, das Zur Belvederer Allee sich wendend, erblickt man an dieser das Liszt-Haus. Bald erreicht man wieder den Wielandplatz zur Rückfahrt .Es besteht auch die Möglichkeit, schon vorher die Haltestelle südlich vom Römischen Haus wahrzunehmen. ( Linie 1,10 oder 12 ). Bei weiterer Lust zum Wandern erreicht man das Speiserestaurant Falkenburg oder das Cafe-Restaurant Hainfels in Richtung Belvedere. Der zweite Tag in Weimar: Wir beginnen den Vormittag mit einer Wanderung durch das klassische
Weimar vom Goetheplatz aus, dem Zentrum des neuen Weimar, das nicht
viel älter als 150 Jahre ist, (mit Buslinie 1 am schnellsten zu erreichen).
Vor dem Nationaltheater wird zuerst das 1857 eingeweihte Doppelstandbild des Dresdner Bildhauers Ernst Rietschel auffallen, das Goethe-Schiller-Denkmal. Es kann als weiteres Wahrzeichen Weimars gelten, der Stadt der Deutschen Klassik. Der Sockel trägt die Aufschrift :" Dem Dichterpaar Goethe und Schiller - das Vaterland. " Gegossen wurde das Denkmal aus Erz, einer Spende des Königs von Bayern. Es stammt von türkischen Kanonen, erbeutet 1828 in der Seeschlacht von Navarino. Gegenüber dem Theater befindet sich die klassizistische Fasssade des ehemaligen Kulissenhauses. Das Gebäude steht auf dem Boden des ehemaligen Franziskanerklosters und beherbergt jetzt das Bauhaus-Museum. Auch auf dem Theatherplatz standen früher Türme und Mauern. Als sie an Bedeutung verloren, wurde hier 1767 ein Wohnhaus errichtet. Teile des ehemaligen Franziskanerklosters wurden einbezogen. Nach dem Brand des Stadtschlosses ( 1774 ) überließ es der Besitzer, Minister von Fritsch, der Herzogin Anna Amalia. Es wird nun als Wittumspalais bezeichnet. Eine Besichtigung am dritten Vormittag ist zu empfehlen. Durch die Frauentorstraße geht man nun zur Besichtigung von
Goethes Wohnhaus am Frauenplan, wo man am besten eine Führung
schon vorher bucht, die etwa 1 1/2 Stunden beanspruchen wird. Fürs Mittagessen bietet sich in der Nähe die älteste noch erhaltene Gaststätte Weimars an, "Der Schwarze Bär" am Markt oder das Café / Restaurant Frauentor, (Ecke Schillerstraße). Man kann auch am Markt eine echte "Thüringer Rostbratwurst" essen, um dann am Nachmittag in einem Café den guten Thüringer Kuchen genießen zu können. |
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Wendet
man sich danach der Schillerstraße zu, steht man bald vor Schillers
Wohnhaus, auf dem Gelände der einstigen Stadtbefestigung
gebaut, der inneren und äußeren Stadtmauer. Es ist das älteste
der noch erhaltenen Häuser dieser Straße und gab ihr ihren Namen.
Eine selbstständige Besichtigung wäre hier ausreichend, die normalerweise
etwa eine 3/4 Stunde dauert. Aber für die dort kostenlos angebotene Begleit-Kasette,
die sehr zu empfehlen ist, sollte man etwa 1 1/2 Stunde einplanen.
Dem Haus gegenüber wurde 1863 der sogenannte "Gänsemännchenbrunnen" aufgestellt, aber seine Gänse sind Enten und seine wasserspeienden Vögel sind Schwäne.
Links durch die Neugasse erreicht man die Windischenstraße, deren Häuser durch ihre einstigen Bewohner interessant sind. Im Haus Nr. 8 wohnte Schiller vom Dezember 1799 bis April 1802, das Gebäude aber am rechten Ende der Straße, in dem von Oktober 1798 bis Mai 1800 Jean Paul wohnte, fiel dem Neubau des Rathauses zum Opfer.
Jean Paul Friedrich Richter, so hieß er mit vollem Namen, kam oft nach Weimar, um mit den Dichtern und Denkern in Verbindung zu kommen. Aber eine echte Freundschaft entwickelte sich für ihn nur mit Herder. Ausschlaggebend erstmal für seinen Aufenthalt war seine Liebe zur ehemaligen Freundin Schillers, Charlotte von Kalb. Aber auch ihretwegen mochte er seine persönliche Ungebundenheit nicht aufgeben.
Nun am Markt angekommen, wird man gewahr, daß durch Bomben ein
großer Teil seiner historischen Substanz verloren ging.
Hier fanden im Mittelalter die Ritterspiele statt, im 16. Jahrhundert wurde
er in der heutigen Größe gepflastert und mit Renaissance-Gebäuden
umrandet. 1837 brannte aber das Rathaus ab und wurde im neugotischen
Stil wieder errichtet, unpassend zum mittelalterlichen Charakter des Platzes.
Nicht weit vom Rathaus steht das Gebäude, in dem Carl Zeiss, der Begründer
der optischen Werke, seine Jugend verbrachte. An der Nordseite des Platze ist
der im 16. Jahrhundert erstellte Brunnen erhalten geblieben. Mit einem Kapellchen
geschmückt, stand er einst als Ziehbrunnen vor dem Rathaus. Mit der Figur
des Meergottes Neptun, gestaltet vom Erbauer des klassischen Weimar, Martin
Klauer, und einem Becken versehen, erhielt er später als Laufbrunnen
seinen jetzigen Platz .Das Original wird inzwischen zum Schutz vor Verwitterung
in Belvedere aufbewahrt und wurde hier durch eine Nachbildung ersetzt.
Am
Markt nahm auch Lukas Cranach der Ältere (1472-1553) seinen Wohnsitz
im September 1552, nachdem er mit Kurfürst Johann Friedrich nach der Schlacht
bei Mühlberg aus Gefangenschaft zurückgekehrt war. In seiner "Malerstube"
arbeitete er an dem großen Altarbild für die Stadtkirche, bis er
im Alter von 80 Jahren 1553 hier verstarb. Sein Wohnhaus, das noch jetzt sogenannte
Lukas Cranach-Haus, wurde stark beschädigt, aber wieder restauriert und
weist auch sein Wappen mit der geflügelten Schlange auf. Es ist mit seiner
Fassade, den Säulen, Muschelnischen und Rundbogen-Ornamenten mit Ranken
und Delphinen ein Zeugnis der Frührennaisance.
Über die Südseite des Platzes gelangt man an die Stelle, wo das teilweise
zerstörte frühere Hotel Erbprinz, jetzt Parkhotel, steht.
Alle Größen Weimars verkehrten in der klassischen Zeit hier: Karl
August mit Goethe, Schiller, Wieland, Napoleon (1807), Wilhelm von Humbold,
Niccolo Paganini, Carl Maria von Weber, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Anton Rubinstein,
Hans von Bülow und Friedrich Hebbel. Richard Wagner und Franz Liszt schlossen
hier Freundschaft. Als Wagner wegen Beteiligung an der Revolution aus
Dresden fliehen mußte, wohnte er hier.
Johann Sebastian Bach (1685-1750),
von 1708 bis 1717 Hoforganist und Kammermusiker der Herzöge Wilhelm Ernst
und Ernst August von Sachsen - Weimar, sechs Jahre später auch Konzertmeister,
wohnte im Ostflügel des damaligen Wohnhauses, der durch Bomben zerstört
wurde. Hier wurden seine berühmtesten Söhne Wilhelm Friedemann und
Carl Philipp geboren, hier entstanden Kantaten und Orgelwerke. Als er übergangen
wurde bei der Besetzung des Kapellmeisterpostens und deshalb seine Entlassung
beantragte, sperrte man ihn ein und in dieser Mußezeit schrieb er sein
"Orgelbüchlein". Danach aber verließ er die Stadt, die sein Genie
nicht erkannte.
Das Hotel "Haus Elephant",1561 zuerst erwähnt, neben dem Parkhotel gelegen, war die Unterkunft fast aller Fremden, die die Stadt und Goethe besuchen wollten. Als das Hotel im Jahre 1938 vergrößert wurde, fielen dem Vorhaben mehrere Nachbargrundstücke zum Opfer, so auch das ehemalige Wohnhaus der großen Wielandfamilie, (in dem sie von 1793 bis 1797 lebte, ehe sie in Oßmannstedt ein Landgut beziehen konnte) und das Haus Johann Falks, das er mit seinen Zöglingen bewohnte, ehe er den Lutherhof ausbaute. Im Elephant spielt auch Thomas Manns Roman "Lotte in Weimar". Die Häuser neben dem Elephanten beherbergten in früheren Zeiten Charlotte von Lengefeld, Schillers spätere Frau und Lukas Cranach den Jüngeren (1515-1586), den Vollender des Altarbildes in der Stadtkirche.
Der anschließende " Platz der Demokratie" zeigt mit seinen Schlössern
ein ganz anderes Bild, zeugt von der Vergangenheit der Stadt als Residenz und
Landeshauptstadt und ist einer der schönsten Plätze der Stadt. Schon
vom Abschluß des Marktes aus kann man das Rote Schloß mit
seinen drei Giebeln sehen. Es wurde im Jahre 1618 nach dem Brand des Residenz-Schlosses
die Wohnung des Herzogspaares. Anfang des 18.Jahrhunderts wirkte hier auch Johann
Sebastian Bach als Violinist.
Auch die vom Herzog gegründete Zeichenschule sieht man, die von 1781 bis
1807 kostenlos Handwerker, Kinder und z. B. adelige Damen im neuen Stil des
Klassizismus bilden sollte und die dann ins Fürstenhaus verlegt wurde.
In ihr hielt Goethe, selbst zeichnend, auch Vorträge in Anatomie. Ab 1815
unterstand die Schule 38 Jahre dann auch wie andere Einrichtungen seiner "Oberaufsicht
der Anstalten für Wissenschaft und Kunst".
Hinter dem Roten Schloß selbst befindet sich der Ildefonso-Brunnen,
die antike Gruppe wurde auf Anregung Goethes 1794 zunächst am Parkeingang
aufgestellt und später erst an dieser Stelle. Die Brunnenfigur ist ein
Abguß des im Prado in Madrid aufbewahrten Originals. Ein zweiter
Abguß befindet sich am Treppenaufgang des Goethe-Hauses am Frauenplan.
Mit dem Roten Schloß bildet ein Dreieck an der Nordwestseite des Platzes
der Gleichensche Hof. Als selbstständiges Gebäude stellt er die Verbindung
zum Gelben Schloß her. Dieses wurde von den Besitzern nur
als Stadtsitz bei ihren Aufenthalten in Weimar benutzt. Später
war im Gebäude eine Druckerei untergebracht, die Schulbücher
"der lieben Jugend im ganzen Land" druckte und für 3 Pfennige die
Fibel und für 1 Groschen die Sprachlehre verkaufte. Und dann diente
es vor allem Verwaltungszwecken, worauf der 1912 von Professor Elster
geschaffene originelle Aktenmännchen-Brunnen im Hof hinweist. Das
Portal des Gelben Schlosses mit den beiden ionischen Säulen und den zwei
Löwen ist noch heute sichtbar.
Als
ältestes Bauwerk des Platzes ,1562 bis 1565 erbaut, gilt die
ursprünglich als Gartenschloß gedachte jetzige Landesbibliothek,
die
nach den an der Parkseite befindlichen grün angestrichenen Arkaden als
Grünes Schloß bezeichnet wird. 1761 bis 1766 im Auftrag von
Anna Amalia zur Bibliothek mit dem durch drei Stockwerke emporstrebenden Saal
umgebaut, dessen von Säulen getragene Galerien bequemen Zugang zu
den Sammlungen ermöglichen, beherbergt das Gebäude außerdem
Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Handzeichnungen und wertvolle
Kunstschätze des klassischen Weimar.
Für die damalige Zeit ungewöhnlich war der Zugang
der Allgemeinheit zur Landesbibliothek. Goethe
vermehrte die Bücherschätze wesentlich und bewirkte auch eine Vergrößerung
der Räumlichkeiten. Die Bibliothek der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft,
die größte Shakespeare-Sammlung des Kontinents, 500 Handschriften,
Briefe und Tagebücher, eine Sammlung von Stammbüchern aus dem 16.-18.
Jahrhundert, über 600 Inkunabeln (sehr frühe Drucke), 8000 Landkarten,
darunter die zwei ältesten Erdkarten,Handschriften von Gluck, Haydn
und Mozart, 600 Bibeln und viele weitere Schätze sind hier aufbewahrt.
Das jetzt Anna Amalia-Bibliothek genannte Haus war aber 2002 nur durch
eine Glasscheibe zu besichtigen.
Das angrenzende Gebäude, das ehemalige Fürstenhaus, beherbergte dann auch später die Zeichenschule und auf Goethes Anregung Kunstausstellungen, die sich zur ständigen Gemäldesammlung entwickelten. Heute befindet sich hier die Franz Liszt - Hochschule für Musik. Im Garten des Schulgebäudes erkennen wir den berühmten Gingko-Baum Goethes.
In der Mitte des Platzes der Demokratie befand sich ein Standbild des Herzogs Karl August. Während der Umbauten an der "Anna Amalia Bibliothek" hat es einen vorübergehenden Standplatz am Stern gefunden.
Als
Baudokument eines Jahrtausends kann man das ehemalige Weimarer Residenzschloß
bezeichnen, den heutigen Sitz des Schloßmuseums. Seine
jetzige Gestalt hat es aber wegen verschiedener Brände der vorangegangenen
Bauten erst seit 1803. Viele Hofmaler waren beschäftigt, aber unter
Ernst August erlangte die herzogliche Gemäldesammlung Berühmtheit
mit 300 Werken, darunter Originalen von Cranach, Dürer, Tizian, Veronese,
Tintoretto, Reni, Rubens und van Steen.
Das Weimarer Schloßmuseum gibt einen umfassenden Überblick
über die Entwicklung der europäischen bildenden Kunst vom Mittelalter und
der Reformationszeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Als
Höhepunkt ist dabei wohl die Lukas Cranach Galerie mit Werken von Lukas
Cranach, Albrecht Dürer und deren Zeitgenossen zu betrachten. Öffnungszeiten : April
- Oktober: die - So 10 - 18 Uhr. November - März: die - So 10 -16.30
Uhr.
Zu empfehlen ist auch unbedingt der Besuch des Schlosses Belvedere mit
dem 1720 begonnenen weitläufigen, südländisch anmutendem
Park, eine weitere touristische Hauptattraktion. Die architektonisch sehenswerte
Schloßanlage liegt südlich von Weimar und wurde in der vorklassischen
Epoche mit absolutistischem Glanz erstellt.
Das heitere Rokokoschlößchen von Belvedere
am Ende der Kastanienallee erfreut zuerst mit einem Blick über den
Goethepark, die Dächer Weimars bis zum Ettersberg und nach Osten
zu den Jenaer Bergen. Nach Wiener Vorbild ließ
Herzog Ernst August 3 km von Weimar entfernt das ursprünglich als Jagdschloß
gebaute, rechts und links von zierlichen Kavaliershäuschen flankierte Haus
später als Lustschloß ausbauen, mit Reithaus, Ballhaus, Pagenhaus,
Jäger -, Vogel -, und Fasanenhaus, Menagerie und Zwinger. Unter Goethe
wurde es nach dem Motto: "Zurück zur Natur !" umgestaltet. Alle überflüssigen
Anlagen wurden beseitigt und der Park im Englischen Gartenstil angelegt.
Maria Paulowna, die Schwiegertochter Carl Augusts, ließ
später nach dem Vorbild der Französischen Gärten in Peterhof
durch Blumenbeete, Hecken, und Statuen einen Russischen Garten schaffen.
In Teilen der Häuser der Orangerie
findet man tropische Gewächse und botanische Seltenheiten,
in anderen eine Sammlung historischer Wagen und Kutschen aus den letzten
Jahren des 18. Jahrhunderts und aus dem 19. Jahrhundert. Lauben,Teiche
und Springbrunnen erfreuen das Auge ebenso wie Palmen, Zedern, Zypressen, Agaven,
Feigen und Orangenbäume. Ein Irrgarten liegt links
vom Russischen Garten. Das Hauptgebäude ist Ausstellungsort
umfangreicher Bestände an Kunsthandwerk vorwiegend des 18. Jahrhunderts,
der Epoche des Spätbarock und Rokoko. In dieser
Zeit erreichte auch die Meißner Porzellan-Manufaktur ihren ersten künstlerischen
Höhepunkt und es wurden sehenswerte Leistungen der Thüringer Glaskunst
erbracht. Die im Schoß vorhandenen Sammlungen wurden in den folgenden
Jahren erweitert durch die Ausstellung von Kunstwerken der bedeutenden Thüringer
Fayencen - und Porzellanmanufakturen.
Der dritte Tag in Weimar:
Am
Vormittag starten wir mit einer Wanderung von der Bushaltestelle des Goetheplatzes
aus (Linien 1,2,3,5,6,7,8,9,10,12)
durch
das mittelalterliche Weimar zum Herderplatz. Dieser entstand zu Füßen
der Burg, des heutigen Schlosses, im 13. Jahrhundert, und war mit der Kirche
der Mittelpunkt der ältesten Siedlung. Über ihn ging früher
der gesamte Verkehr der Stadt. Seinen Namen verdankt er dem Theologen Herder.
Man kommt über Geleitstraße und Eichsfeld dorthin und damit auch
zur Herderkirche, der Kirche St. Peter und Paul.
Ihre wertvollen Kunstwerke blieben im letzten Krieg fast vollständig unversehrt,
so die kunstreichen Grabplatten und Denkmäler der Fürsten und ihrer
Nachkommen und die besonders zu erwähnende Platte unter dem Altarbild,
die aus der Werkstatt des Nürnberger Erzgießers Peter Vischer stammt.
Das Wertvollste der Kirche aber war und ist das Altarbild
Lukas Cranachs, das letzte Werk des Achtzigjährigen, das von seinem
Sohn nach seinem Tode 1555 vollendet wurde.
Um die Kirche St. Peter und Paul herum, eines der ältesten Baudenkmäler
der Weimarischen Kultur, befanden sich damals die Häuser des Deutschen
Ritterordens, der 1284 vom Grafen Otto von Orlamünde mit dem Patronat über
die Kirche belehnt wurde. Der Orden besaß
in 40 Orten Liegenschaften und Patronate, gründete in der Stadt die ersten
Schulen und sorgte für kulturelles Leben. Nach zwei Feuersbrünsten
(1299 und1424) wurde die erste Kirche,1245 - 49 erbaut, vom Deutschritterorden
1498 -1500 im spätgotischen Stil als Hallenkirche
wieder aufgebaut.
1513 erhielt die Stadt das Recht über die Kirche, von 1726 - 1745 wurde
sie mit Treppen und Emporen vergrößert und durch den neuen
Barockbaustil zur Gotik entstand ein Stilgemisch. 1524
wurde die Gemeinde evangelisch.
Die Herder-Kirche wurde 1945 durch Bomben zerstört und bis 1950
wieder aufgebaut, wobei man die gröbsten Stilfehler der vergangenen Jahrhunderte
beseitigte. Thomas Mann stellte dazu seinen Goethe - Nationalpreis von 20
000 Mark zur Verfügung.
Nun
kann man durch die Rittergasse und Dingelstedtstraße zum Wittumspalais
gehen. Das zweiflügelige barocke Gebäude mit seinen Privat- und Repräsentationsräumen
gilt als Dokument der adeligen Wohnkultur im Weimar des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Es lohnt sich sehr, vorher dort den ( rechtzeitig anzumeldenden
! ) kostenlos angebotenen Dia-Ton-Vortrag, um 10 Uhr beginnend, auf
sich wirken zu lassen, sich schon in das Leben zu Großherzogs Zeiten einzustimmen,
und dann erst die selbstständige Besichtigung nach Öffnung des
Hauses um 10 Uhr 30 dann besonders lohnend zu machen.
Das Wittumspalais ließ Anna Amalia nach ihren Bedürfnissen
umbauen und hier trafen sich auch die Persönlichkeiten des klassischen
Weimar im "Tafelrundenzimmer" zu Gedankenaustausch und Geselligkeit.
Nach ihrem Tod 1807 wurde das Haus nicht mehr dauernd bewohnt.
Aber der erste Thüringer Landtag tagte hier und von 1848 -1860 war es Lesemuseum.1875,
nachdem es dem Zustand von 1800 entsprechend wieder eingerichtet worden
war, wurde es dann als Museum eröffnet.
Danach bietet sich Besichtigung des Weimarer Schloßmuseums an.
Auch in Tiefurt, in der ländlichen Unberührtheit des Ilmtales
gelegen, sind die Namen Goethe, Schiller, Herder und Wieland lebendig. Dem Schloß
mit seinem sehr schönen Park sollte man auch einen Besuch abstatten, zu
erreichen vom Goetheplatz aus mit Buslinie 3.
Das bescheidene Schlößchen Tiefurt liegt am
Rande des anspruchslosen, aber reizvoll gelegenen Dorfes. Die
Mutter Carl Augusts verlegte in das ehemalige Kammergut ihren Sommersitz.
Goethe, "wie ein Stern in der Nacht", Herder mit seiner Frau
Caroline, Wieland, sprach - und musikbegabte Kammerherren, Maler Georg Melchior
Kraus und Bibliothekar Jagemann gehörten mit zum engsten regelmäßigen
Tiefurter Kreis. Auch Schiller, die Brüder
Humboldt, Jean Paul, die Dichterinnen Madame de Stael und Sophie La Roche
waren öfters ihre Gäste, und nahmen wie viele andere an den Gesprächen besonders
über Natur - und Sprachwissenschaft, Weltgeschichte, Politik und schöne
Literatur teil.
Der Abreisetag:
am Vormittag vor der Abreise bietet sich der Besuch
des Bauhauses an.
Das Staatliche Bauhaus Weimar wurde von Walter Gropius
im Jahre 1919 durch Zusammenschluß der dortigen "Hochschule für bildende
Kunst" mit der "Kunstgewerbeschule" gegründet (gebaut nach Plänen
van de Veldes). Er war der Meinung, daß die unerläßliche
Grundlage des künstlerischen Schaffens das handwerklich technische Können
sei. So wurde die Einheit von Kunst und Handwerk erweitert durch Einbeziehung
der Technik und damit war der Weg frei zur industriellen Formgebung.
Als wichtige Voraussetzung für die Bauhausgründung gilt die Tätigkeit
des von 1902 - 1917 in Weimar wirkenden belgischen Jugendstilkünstlers
Henry van de Velde. Lehrmethoden und Ziele der frühen Jahre des
Bauhauses werden besonders durch die Bauhausmeister Itten, Gropius, Feininger,
Kandinsky, Klee, Schlemmer, Maholy-Nagy deutlich.
Die Fortführung des Bauhauses in Dessau und Berlin bis zur endgültigen
Schließung 1933 wird durch kurze Ausblicke deutlich. Gezeigt wird auch,
wie die Idee des Bauhauses Breitenwirkung gewann durch die Weimarer
Bauhochschule unter Leitung von Otto Bartling von 1926 - 1930 und die Lehrtätigkeit ehemaliger
Bauhausabsolvenden.
Mit mehr als 500 ständig gezeigten repräsentativen Arbeiten gewährt
das Bauhaus-Museum als eine der weltweit größten Kunstsammlungen einen
Einblick in die Kunst und Kunstentwicklung Weimars von 1900 -1930.
Nun noch ein paar Anmerkungen zum Leben und Schaffen einiger großer Bürger Weimars
Johann Gottfried Herder
Seine Bildungswelt wurde bestimmt von den griechischen und römischen Klassikern
und der Theologie bis zur neueren deutschen Literatur. In Königsberg studierte
er von 1762-1764 Theologie und Philosophie und wurde dabei von Kant gefördert
und beeinflußt .
Als Universalgelehrtem, dessen Lebenswerk " Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit" hier von ihm geschrieben wurde, unterstand ihm als
Generalsuperintendenten, Oberkonsistorialrat und Kirchenrat damals das gesamte
Kirchen- und Schulwesen der Stadt.
nach oben
Christoph Martin Wieland (1733 - 1813 ) gab die
erste deutsche bedeutende literarische Zeitschrift "Der teutsche Merkur" heraus.
Er stand in engem Verhältnis zu Herder und Goethe. Allmählich wendete
er sich vom Geistlichen und Religiösen zur weltmännischen Kultur
des französischen Spätrokoko. Er drückte sich in einer das Sinnenfrohe
und Frivole geistreich umspielenden, eleganten Sprache aus und zeigte in
epischen Werken ein dem Klassizismus sich näherndes Humanitätsideal,
das um harmonischen Ausgleich zwischen Sinnlichkeit und Vernunft bemüht
ist, welches auch deutlich in seinem Hauptwerk, dem Entwicklungsroman "Geschichte
des Agathon", bemerkbar wird.
Nach oben
Der vielseitig gebildete Herzog Carl August
von Weimar-Eisenach (1757 - 1827 ) beschäftigte sich mit Botanik,
Physik und Geologie und bewirkte den Bergbau in Eisenach. Er förderte Kunst
und Wissenschaft, und hat durch seine Freundschaft zu Goethe und seine Förderung
des geistigen Umbruchs der Klassik bedeutend beigetragen zum Ruhme Weimars als
Stadt der Geistesbewegung. Er hat den humanistischen Ideen und kulturellen Leistungen
der bürgerlichen Gelehrten, Dichter und Künstler seiner Zeit
zum Durchbruch verholfen.
Weimar mit seinen Dichtern und Jena mit der Universität wurden zu kulturellen
Zentren Europas. Herzog Carl August hat als erster deutscher Fürst seinem
Land eine Verfassung gegeben. Bis heute wird er durch ein Standbild geehrt.
Im Dezember 1774 lernte er den jungen Johann Wolfgang
Goethe beim Besuch seiner Braut Luise von Hessen-Darmstadt kennen. Ihr
war Goethe, aber auch Herder und Wieland, aus dem Kreis der Dichter vertraut,
den ihre Mutter am Darmstädter Hof um sich versammelte.
Nach seiner am 3. September 1775 erfolgten Regierungsübernahme und seiner
einen Monat später erfolgten Hochzeit, traf er Goethe auf der Hochzeitsreise
zu langen Gesprächen über politische und ökonomische Reformen
der Staatsführung. Er erlebte in ihm seinen besten Berater, obwohl er auch
dessen dichterisches Genie erkannte. Auf seine Einladung traf Johann Wolfgang
Goethe am 7. November 1775 in Weimar ein, rückte dort sehr rasch von einem
Gast zum hohen Staatsbeamten auf, 1776 wurde er Geheimer Legationsrat, 1779
Geheimer Rat, 1782 Leiter der Finanzkammer. Und so mit vielen Hofämtern,Titeln
und reichlichem Einkommen bedacht und beschenkt´erst mit Gartenhaus, später
auch mit dem stattlichen Bürgerhaus am Frauenplan, blieb er bis zu seinem
Lebensende in Weimar. Der Herzog erlebte in ihm seinen besten Berater,
obwohl er auch sein dichterisches Genie erkannte. Als Verantwortlicher konnte
Goethe wiederum aus seinen praktischen Erfahrungen für seine literarische
Arbeit lernen. Als wohl bekannteste seiner Werke, die hier in Weimar entstanden,
kann man wohl bezeichnen: Iphigenie (1779 - 1787), Torquato Tasso (1790 ), das
Hexameter-Epos Hermann und Dorothea (1798 ), Wilhelm Meisters Lehrjahre, Wilhelm
Meisters Wanderjahre,Faust Teil I und II, Balladen, angeregt und bestätigt
wechselseitig mit Schiller, Westöstlicher Divan, seine Selbstbiographie
"Dichtung und Wahrheit", die Wahlverwandtschaften... Aber auch naturwissenschaftliche
Forschungen betrieb er, besonders auf dem Gebiet der Farbenlehre. Mit Einwilligung
des Herzogs entsagte er 1790 den Amtsgeschäften und behielt nur noch die
Oberaufsicht über das Theater.
Der alte Goethe forderte das dienend-tätige Anerkennen des Seins, in dem
der Mensch sich vorfindet. Es gebe keine andere Erziehung zu der uns möglichen
und aufgetragenen Humanität als den Menschen auf den eigentlichen
Punkt hinzuführen, wo er praktisch wirken kann und soll. Die Weltmitte
liege im Ganzen der Natur, der das Ich seine Anlagen verdanke, und im Ganzen
der Gesellschaft, der es ihre Nutzbarmachung schulde. Dabei war Goethe überzeugt,
daß dem Menschen, wenn er nur reinen Auges und Herzens das Nächste
ergreift und die Forderung des Tages erfüllt, soviel an Wahrheit und Gewißheit
zuteil wird, wie er für die kurze Strecke seines Lebens bedarf. Und
während er das Unerforschliche schweigend verehrte, umfing seine
Ehrfurcht in gleicher Weise das, was neben und unter uns ist. Diese Weltfrömmigkeit
des Greises ruhte in der Überzeugung vom gottgewirkten Sinn des Daseins,
von der Posivität der Welt, ein Glaube, dessen Konflikt mit dem Unglauben
er als das eigentliche Thema der Weltgeschichte bezeichnete.
In den ersten Jahren seines Aufenthaltes genossen der 27 jährige Dichter
und der 18 jährige Herzog aber ihre Freundschaft und ihre Jugend mit wilden
Ritterspielen, Peitschenknallen und nächtlichem Lagerleben, zum Entsetzen
des konservativen Hofes.
Nach oben
Friedrich Schiller, der Dichter, Historiker und
Philosoph, hielt sich schon zwischen 1787 und 1789 in Weimar auf, angezogen
vom literarischen Ruf der Stadt. Er war damals bereits berühmt als Autor
der "Räuber" und beschäftigte sich fast ausschließlich
mit historischen Studien, bemühte sich aber auch um Kontakte zu Goethe,
Wieland und Herder. Auf Grund seines Werkes: " Geschichte des Abfalls der
vereinigten Niederlande " im Jahre 1788, erhielt Schiller eine unbesoldete Geschichtsprofessur
in Jena ab Mai 1789, die er aber wegen seiner wahrscheinlichen chronischen Bauchfellentzündung
1791 aufgeben mußte. Es gelangen ihm nebenbei nur wenige poetische
Arbeiten.
Wichtiger noch als sein Kontakt zu Humbold wurde für Schiller die sich
1794 anbahnende Freundschaft zu Goethe, die zu einem intensiven geistigen Austausch
führte und die Arbeit beider Männer sehr entscheidend bereicherte.
Goethe bekannte, daß er dem unermüdlich anspornenden Schiller seine
zweite Jugend verdanke.
Schiller siedelte im Dezember 1799 nach Weimar über, auf Drängen
Goethes und um ihm und dem Theater näher zu sein. Seit 1795 wandte
er sich wieder der Dichtung zu.1802 wurde er in den Adelsstand erhoben und bezog
in diesem Jahr auch sein eigenes Haus.
Vorher wohnte Schiller vom Dezember 1799 bis April 1802 in der Windischenstraße
8. Hier vollendete er 1800 "Maria Stuart" , 1801 " die Jungfrau von Orleans
", die "Macbeth"-Bearbeitung , "Turandot", und hier entstanden einige seiner
schönsten Gedichte. Goethe, Herder und Wieland waren seine Gäste und
er las das " Lied von der Glocke" vor, den "Taucher" und " die Würde
der Frauen ". Unter großen finanziellen Belastungen erstand Friedrich
Schiller sein bescheidenes Wohnhaus mit einem Gärtchen auf der Rückseite
in der jetzigen Schillerstraße. Da er als Revolutionär verschrien
war, konnte er im Feudalismus nicht wie Goethe Geschenke vom Landesvater erwarten.
Die unteren Räume, einst Küche und Dienerstübchen und der erste
Stock als Wohnung seiner Familie wurden zu einem Museum von Dokumenten über
Friedrich Schillers dramatisches Schaffen umgestaltet. In seinem persönlichen
Bereich in der Mansarde ist aber alles so eingerichtet, wie es zu seinen Lebzeiten
war. Hier wohnte und arbeitete er in seinen letzten Lebensjahren, seit 1802
bis 1805, kämpfte er tapfer gegen seine Krankheit und seinen körperlichen
Verfall und vollendete er sein unsterbliches dichterisches Schaffen.
Seine letzten großen Werke waren: "die Braut von Messina", 1803,
"die Huldigung der Künste" und 1804 "Wilhelm Tell".
"Demetrius" blieb unvollendet.
Stadtplan von Weimar (137 kB)
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