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Wanderungen um Steinheim a.A.

Anekdoten

"Schnapsrunde"

In Küpfendorf war Tante "Paula" gestorben. Ihre beiden Neffen hatten den leid- aber auch ehrenvollen Auftrag, die Verstorbene nach Steinheim zu bringen.
Der Friedhof von Steinheim ist auch heute noch für die Küpfendorfer der Beerdigungsplatz.
Die beiden Mannen luden also den Sarg auf den Wagen, spannten an und fuhren hinunter gen Steinheim. Traurig näherten sie sich mit ihrer Fracht dem Sontheimer Wirtshäusle.
Der Tag war kalt, das Ziel nicht mehr allzuweit entfernt - und der Wirt bekannt für seinen Hausbrannt. Schnell waren sie sich einig, daß eine kurze Unterbrechung der Fahrt nicht schaden könnte...
Nach einigen Schnapsrunden machten sich die beiden Neffen wohlig warm und schwankend auf den Weg. Ihre Trauer war verflogen. Sie schwatzten munter über die Neuigkeiten, die sie im Wirtshäusle erfahren hatten, und merkten gar nicht, wie sie langsam die Albhöhe erklommen.
Als sie zu Fuß in Küpfendorf ankamen, staunte man dort nicht schlecht. Wo waren Pferd und Wagen geblieben?
Spott und Schmach ließen nicht lange auf sich warten, als sich herausstellte, daß sie ihr Fuhrwerk mitsamt dem Sarg am Sontheimer Wirtshäusle vergessen hatten.
Dies hat sich so - oder so ähnlich -, vielleicht auch an einem anderen Ort, tatsächlich zugetragen.
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"Aus der Schule geplaudert"

Erlebnisse - mit Schülern der Sontheimer "Einklassenschule" (1. - 4. Schuljahr) - berichtet vom letzten "Dorfschulmeister(lein)" dieser Schule, welche 1973 aufgelöst wurde.

Der Jahresausflug war wieder einmal fällig. Die Wanderung führte durch das Wental bis zum "Felsenmeer", wo Schüler und Lehrer von Eltern mit PKW's abgeholt wurden. Einige Meter nach der Staumauer im Wental krümmten sich recht miteinander verwunden zwei Kreuzottern auf dem Boden. Um zu zeigen, daß das nicht nur eine Schlange ist, sondern daß es zwei sind, berührte ich diese mit meinem Wanderstab.  Daraufhin ringelten sich die Schlangen auch auseinander. - Wenig später sagte mir ein Dritt- oder Viertkläßler: "Die Schlangen darf man aber nicht im Liebesspiel stören!" - Ich mußte schmunzeln und hatte meine Belehrung.

Bei einer anderen Wanderung waren auf dem feuchten Boden Hufeisenabdrücke zu sehen. Da sagte ein Schüler: "Guck, da ist ein Pferd geritten!" - Nur einige lachten. Und ich sagte dann, daß da wohl ein Pferd auf dem anderen gesessen haben müßte, wenn es geritten ist.

Im Schulgebäude waren zwei Klassenzimmer, eines für den normalen Unterricht und eines für Religions- bzw. Handarbeitsunterricht. Selten gab es wegen zu großer Hitze hitzefrei. Aber einmal mußte ich "bienenfrei" geben. In den Rollädenkästen der Klassenzimmerfenster hatte sich ein größeres Bienenvolk "eingenistet". Als die Vormittagssonne die Kästen erwärmte, strömten die Bienen in die Zimmer. Durch das Herunterlassen der Rolläden wurden es immer mehr. Nachdem einige Schüler von den Bienen gestochen worden waren, schickte ich sie nach Hause. Am Nachmittag säuberte ein Imker Rolladenkästen und Zimmer von den Tieren.
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Der Unterricht begann für die Dritt- und Viertkläßler 7.45 Uhr, für die Erst- und Zweitkläßler 8.20 Uhr. Die "Großen" hatten meistens 1. - 4. Stunde Unterricht, die "Kleinen" 2. - 5. Stunde. Die Schüler aus Küpfendorf wurden mit dem Schulbus gebracht. Daher war das Zimmer für Religions- oder Handarbeitsunterricht in der ersten Stunde Aufenthaltsraum für die "kleinen Küpfendorfer" und in der fünften Stunde für die "großen Küpfendorfer", wenn sie 11.15 Uhr Unterrichtsschluß hatten und als Fahrschüler bis 12.15 zur Abholung durch den Schulbus warten mußten.
Einmal war ein Junge aus Küpfendorf allein in diesem Zimmer, während ich mit den Erst- und Zweitkläßlern nebenan war. Da er gern "ausbüchste", verbot ich ihm, dieses Zimmer zu verlassen. Ich ließ beide Zimmertüren offen. Um sicher zu gehen, daß er nicht doch wieder verschwunden war, schlich ich mich aus dem Zimmer mit den Erst- und Zweitkläßlern in das andere Zimmer, um nach  ihm zu sehen. Und was sah ich - er stand auf einem Stuhl und pinkelte in das Handwaschbecken. Als ich ihn entrüstet anfuhr, sagte er nur: "Sie haben doch gesagt, ich dürfe das Zimmer nicht verlassen! und ich mußte unbedingt!" - So kann's auch gehen!

Manchmal mußte ich als Vertretung auch Handarbeitsunterricht geben. Irgendwie ging es darum, Löcher zu flicken. Aus Jux zeigte ich an einem alten Socken, daß man die Löcher auch herausschneiden könne. Das hätte ich nicht tun sollen. Es wurde berichtet, daß das ein Schüler bei den Socken seines Vaters daheim dann auch gemacht hätte. Ob das aber wirklich stimmte, konnte ich nicht herausbringen.
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Damals war auch während der Faschingszeit noch Unterricht. Hier war es so Sitte, daß am Fastnachtdienstag die Schüler dem Lehrer rohe Hühnereier mitbrachten. Die wurden dann im Klassenzimmer versteckt, und ich mußte suchen. Vor dem Unterricht klingelten aber manchmal schon Schüler, weil sie die Eier auf dem Schulweg zerbrochen hatten und meiner Frau den "Eierbruch" abgeben wollten. Ich mußte dann im Klassenzimmer die versteckten Eier suchen. Das machte den Kindern Spaß. Auch im Konzert-Flügel des Gesangvereins, den ich benutzen durfte, wurden Eier versteckt. Ich spielte daher einige Lieder und tat erstaunt, wenn die Saiten klirrten. Nach Öffnen des Deckels sah ich dann mehrere Eier auf den Saiten liegen. Ich nahm aber nur eines heraus, um zur Freude der Kinder dieses Spiel weiterzutreiben. Als Dank bekamen dann die Kinder Berliner Pfannkuchen. Allerdings war in einigen statt der Marmelade Senf drin. Wie freuten sich die Kinder, wenn ihr Lehrer selbst einen "Senfberliner" erwischt hatte.

Und noch ein Erlebnis aus Sontheim. Dort bekam die Lehrerfamilie von den meisten Bauern nach dem Schweineschlachten etwas von der "Metzelsupp" (Fleisch, Brühe, Würste) ins Haus. Und da wollte eine Frau, bei der man nur Kleinvieh und Ziegen hatte, dem "Schulmeister" und seiner Frau auch etwas zukommen lassen. Unter dem Schurz hervor zog sie etwas Eingewickeltes, was sie der "Schulmeistere" mit folgenden Worten überreichte: "Da hend  Se a Goißefloisch (Ziegenfleisch); os fressets doch et" (wir essen es doch nicht). - Warum die Leute da wohl Ziegen hielten?

Einmal fuhr am Ende der Großen Pause ein Stuttgarter Mercedes auf den Schulhof. Aus dem Auto stürzten ein Mann und eine Frau heraus und sagten, sie kämen zur Zweiten Dienstprüfung. Ich schüttelte den Kopf und erklärte, daß ich diese Prüfung schon vor einiger Zeit abgelegt hätte. Im kurzen Gespräch stellte sich heraus, daß sie eigentlich nach Sontheim/Brenz wollten und der Chauffeur am "Wirtshäusle" ins "falsche" Sontheim abgebogen war. Mit großem Schwung ging es wieder aus dem Schulhof hinaus, so daß das Hinterteil des Wagens krachend auf dem Rand der Kandel aufschlug.
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Februar 2001; Elvira Muschler und Jutta Lutz; Klaus-Peter Höppner; in einem Projekt der Seniorenakademie Heidenheim.