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Wanderungen um Steinheim a. A. (am Albuch)

Wissenswertes

Das Steinheimer Becken

Steinheim liegt in einem Becken, dessen Einmaligkeit seit etwa drei Jahrhunderten Geologen und Paläontologen anzieht. Dabei interessierten zunächst die Schneckensande in den Sandgruben, ab Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem auch die Reste von Säugetieren, die ebenfalls in den Sanden und Kalken rund um den Klosterberg zum Vorschein kamen.
Die "Pharionsche Sandgrube" ist ein weltbekannter Fossilienfundort.
Als Ursache der Entstehung des Steinheimer Beckens mit seinem Zentralhügel wurden zuerst vulkanische Kräfte vermutet.
Aber in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts kamen Zweifel an dieser Hypothese auf. In den 60er Jahren konnte der Nachweis erbracht werden, daß das Steinheimer Becken und das Nördlinger Ries - der "große Bruder" - Meteorkrater sind.
Amerikanische Astronauten trainierten hier, bevor sie zum ersten Mal zum Mond flogen, um einen Eindruck von den Gesteinen und Strukturen der Mondoberfläche zu bekommen.
Der Einschlag des Meteoriten mit einem Durchmesser von 80 bis 100 m (800 bis 1000 m beim Nördlinger Ries) soll vor etwa 14,8 Millionen Jahren mit der unvorstellbaren Geschwindigkeit von rund 25000 m/sec passiert sein. Die Sprengkraft entsprach etwa der von 3 500 Bomben, wie sie 1945 über Hiroschima und Nagasaki abgeworfen wurden.
Für lange Zeit war im weiten Umkreis jegliches Leben ausgelöscht.
Hier einige Daten über das Steinheimer Becken:
Mittlerer Durchmesser des Beckens 3400 m 
Durchmesser des Zentralhügels 1000 m
Beckenrand 620 m über NN
Beckenboden 525 m über NN
Zentralhügel 575 m über NN 

Der Wentalfluß füllte das Steinheimer Becken, durchbrach den bestehenden Beckenrand und mündete in den damals noch vorhandenen Stubentalfluß. Zwischen dem Burgstall und dem Birkel durchbrach der Fluß später den Kraterrand in einem engen Durchlaß.
In Jahrmillionen wurde so aus dem Krater ein See mit reichem Pflanzen- und Tierleben. Sedimente füllten den Krater auf, und langsam entstand die heute liebliche und fruchtbare Landschaft.

Die Gemeinde Steinheim

Die Gemeinde Steinheim umfaßt 8240 Hektar Land, wobei sich Wald auf 4 250 Hektar befindet und 420 Hektar als beweidetes Heideland ausgewiesen sind. 503 m über dem Meeresspiegel liegt der tiefste Punkt der Gemeinde, 718 m hoch über NN liegt Gnannenweiler, welches zugleich das höchstgelegene Dorf des Landkreises Heidenheim ist.

Zu Steinheim gehören die Teilorte Söhnstetten, Sontheim im Stubental, Küpfendorf, Gnannenweiler, Irmannsweiler, Neuselhalden und Bibersohl. Die Einwohnerzahl der Gesamtgemeinde beträgt über 9000.

Die älteste Urkunde über Steinheim stammt aus der Zeit von 800-839.Funde alemannischer Reihengräber weisen eine Besiedlung des Ortes in der Zeit des frühen Mittelalters nach. Karolingische Rodesiedlungen gingen außer in Steinheim auch im Teilort Sontheim auf. Die Herren von Albeck gründeten 1190 auf dem Steinhirt ein Augustiner-Chorherrenstift. Der Ort Steinheim wurde im Jahre 1209 an das Chorherren-Stift verkauft und ging dann um das Jahr 1240 an die Grafschaft Helfenstein. 1302 erfolgte die Übertragung des Eigentums Steinheim an das Kloster Königsbronn. Das Gesindehaus der Mönche blieb erhalten und wurde erneuert.
Darin wurde die Steinheimer Heimatstube eingerichtet (Öffnungszeiten: Ostern bis Ende Oktober Sonntags 14 - 16.30 Uhr).

Der Sand aus den Steinheimer Sandgruben wurde als "Fegsand" zum Scheuern der hölzernen Böden und Tische, als Bausand und eine Zeit lang als "medizinischer Sand für Heilbäder" verkauft. Zum Transport wurde der Sand in Säcke (Stumpen) gefüllt. Daher auch heute noch der Name "Sandstumpen" ("Sa'dstompa") für die Steinheimer.

Steinheim war im letzten Jahrhundert ein Weberdorf. 1844 standen in den Häusern 300 Webstühle. Auf dem Tuchberg legten die Weber ihre Tücher zum Bleichen aus.
Inzwischen haben sich in Steinheim zahlreiche mittelständische Betriebe angesiedelt. Das kulturelle Angebot ist beachtlich.

Persönlichkeiten und Charaktere

Philipp Friedrich Hiller, geb. 1699 in Mühlhausen bei Vaihingen Enz (Württemberg); trat seine letzte Pfarrstelle 1748 in Steinheim an. Hier verstarb er 1769. Nach dem Verlust seiner Stimme wurde er verstärkt literarisch tätig. Mit seinen Bibelauslegungen und den beiden "Geistlichen Liederkästlein" 1762 und 1767 war er der bedeutendste Dichter des schwäbischen Pietismus. Sein bekanntestes Kirchenlied ist wohl Nr. 123 im Evangelischen Gesangbuch: Jesus Christus herrscht als König ...
Von ihm ist im Buchhandel zu erhalten: "Gott ist mein Lobgesang" - Untertitel: "Philipp Friedrich Hiller (1699-1769), der Liederdichter des Württembergischen Pietismus" (z.Zt. 24.-- DM).

Auf Sofonias Theuß (auch "China-Theuß" genannt) geht der Grundstock der Heimatstube zurück. Durch eine Schenkung vermachte er der Gemeinde seine südasiatische Sammlung. Sofonias Theuß hatte in China am Boxeraufstand teilgenommen, und sich von seinem Sold sehr viel abgespart. Davon kaufte er eine ganze Anzahl von Gegenständen aus der Zeit des damaligen China. Sofonias Theuß war ein Einsiedler, der auf der Oberen Ziegelhütte seine Bienen züchtete, und seine Schätze bewahrte. Er dürfte wohl einer der ersten Steinheimer gewesen sein, der über einen Fotoapparat und eine Schreibmaschine verfügte. Auch schriftstellerisch betätigte er sich.
Sofonias Theuß war nicht auf den Mund gefallen. Er legte sich sogar mit der Flieger-HJ an, als die "seine" Lindenbäume, die erste Bienenweide im Frühjahr auf der Schäfhalde -dem jetzigen Segelflugplatz- fällte. Folge: Er wurde in Ulm ins Gefängnis gesteckt, kam ins Konzentrationslager, und wurde am 26.März 1945 im Strafgefängnis in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Der Steinheimer Arzt Dr. Dietrich war eine wichtige Persönlichkeit. Die Steinheimer mußten so gut wie nie ins Krankenhaus. Dr. Dietrich hat alles "hingekriegt". Er betätigte sich auch als Zahnarzt und Geburtshelfer -"Hebamm". Studiert hatte er bei Professor Sauerbruch.
Er war es, der 1945 mit einer weißen Fahne den Amerikanern entgegenging, und ihnen kampflos den Ort übergab.

Weiter zu erwähnen ist der 1987 verstorbene Heimatdichter Rudolf Weit.
Von ihm sind im Buchhandel zu erhalten:
"Ois oms ander" - Untertitel: "Allerlei Schwäbisches" (z.Zt. 10,80 DM) und
"Grad so isch" - Untertitel: "Dem Schwabenland" (z.Zt. 10,80 DM).
Die Bände "Noh net hudla" und "Net luck lao" sind leider vergriffen.

Hier ein Gedicht über das vor den Sommerferien stattfindende Kinderfest in Steinheim:

Schwäbisch --- Hochdeutsch(Klaus-Peter Höppner)
s Kenderfescht --- Das Kinderfest

Schao am morgneds ischt a Aufruahr, --- Schon am Morgen ist ein Aufruhr,
wann dr sag, em ganza Haus. --- wenn ich dir sag, im ganzen Haus.
D Muadder wäscht grad für da Vadder --- Die Mutter wäscht gerade für den Vater
schnell a Pärle Socka raus. --- schnell ein Pärchen Socken raus.
Schliaßlich muaß se älle richda: --- Schließlich muß sie alle richten:
d Kender ond da Vadder ao! --- die Kinder und den Vater auch!
Eah s noh losgeht mit-m Feschda --- Ehe es dann losgeht mit dem Festen
ka se kaum vor Müede staoh. --- kann sie vor Müdigkeit kaum noch stehen.

Bloamakränzla, bonde Bänder - --- Blumenkränzchen, bunte Bänder-
narr - an älles hat se denkt, --- "klar" * - an alles hat sie gedacht,
ond se ischt fei volla Sorga, --- und sie ist fürwahr voller Sorgen,
wann d Musik durch d Straßa klengt. --- wenn die Musik durch die Straßen klingt.
"Ischt mei Mädle ao de Sauberscht? --- "Ist mein Mädchen auch die Sauberste?
Sitzt em Vadder sei Krawatt?" --- Sitzt die Krawatte des Vaters?"
Ond se ischt nao airscht fei zfrieda, --- Und sie ist erst dann zufrieden,
wann dui Gschicht en Ordnong gaht. ---  wenn die Geschichte in Ordnung geht.

Auf-m Feschdplatz aber doba --- Auf dem Festplatz aber droben
füahlt se zmaol sich wieder jong, --- fühlt sie sich auf einmal wieder jung,
denn dia viele froahe Kender --- denn die vielen frohen Kinder
brenget jeda ja en Schwong. --- bringen jede ja in Schwung.
Bei de Roiga, bei de Spieler --- Bei den Reigen, bei den Spielen
wär am liabschda se drbei, --- wäre am liebsten sie dabei,
ond auf oirmal hairt mr s senga - --- und auf einmal hört man sie singen -
middla onder d Kender nei. --- mitten unter die Kinder hinein.

Guck - sogar ao d Herra Lehrer, --- Schau - sogar auch die Herren Lehrer,
dia send ja ganz anderscht heut. --- die sind ja ganz anders heute.
Mit ma Rösle dren em Knopfloch --- Mit einem Röslein drin im Knopfloch
send se grad wia ander Leut, --- sind sie gerade so wie andere Leute,
denket heut net an d Vokabla --- denken heute nicht an die Vokabeln
ond an d Quadratur vom Krois - --- und an die Quadratur vom Kreis -
noi - se stemmet keck a Krüagle - --- nein - sie stemmen keck ein Krüglein -
s Wetter macht oim schliaßlich hoiß! --- Das Wetter macht es einem schließlich heiß!

Bis nao schliaßlich gega Aobed, --- Bis dann schließlich gegen Abend,
ah se gnuag hat voll d Musik, --- auch die Musik genug hat,
standet nohmaol älle zsamma, --- stehen noch einmal alle zusammen,
horchet zua em letzschda Stück ... --- horchen einem letzten Stück zu ...
Langsam ziagt ma na en Flecke, --- Langsam zieht man hinunter ins Dorf,
ebbes müad, doch volla Freud. --- Etwas müde, doch voller Freude.
Kaum staht heut dr Mond am Heammel, --- Kaum steht heute der Mond am Himmel,
schlaofet diaf de kloine Leut ... --- schlafen tief die kleinen Leute ...

* narr -kaum zu übersetzen; etwa: --- nun, so etwas

Meteorkrater - Museum, Literatur

Es besteht die Möglichkeit, sich im Meteorkrater - Museum in Sontheim im Stubental eingehend einen geschichtlichen und morphologischen Überblick zu verschaffen und sich über die Erforschungsgeschichte des Steinheimer Beckens, den geologischen Aufbau, den Einschlag des Meteorits und die Lebensreste in den Seeablagerungen zu informieren.

Auch verschiedene schriftliche Informationen können erworben werden:

Gemeinde Steinheim - Informationen über die Gemeinde und ihre Teilorte
Der Steinheimer Meteorkrater - Sonderdruck aus: "Klassische Fundstellen der Paläontologie", Band 3
Das Steinheimer Becken - eine Fundstätte von Weltgeltung; von Karl Dietrich Adam
Albuch Bote Januar 1980 - Das Steinheimer Becken - eine Fundstätte von Weltgeltung - Festrede von Karl Dietrich Adam zur Eröffnung des Meteorkrater-Museums der Gemeinde Steinheim a. A.1978
Meteorkrater Steinheimer Becken - Ein Naturdenkmal aus tertiärer Zeit- Herausgegeben von der Gemeinde Steinheim am Albuch
Meteorite und Meteorkrater - Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde - Serie C - Nr. 6
Das Tertiär in Südwestdeutschland - Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde - Serie C - Nr. 33
Miozäne Großsäugetiere - Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde - Serie C - Nr. 39
Der geologische Wanderweg im Steinheimer Becken - Von Paul Groschopf und Winfried Reiff

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Im Dezember 2000 zusammengestellt von Klaus-Peter Höppner, unterstützt von Jutta Lutz, Elvira Muschler, Gertrud Schmid, und Fritz Determann; in einem Projekt der Seniorenakademie Heidenheim.