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Der Main

Dieser rechte Nebenfluss des Rheins entsteht westlich von Kulmbach aus Weißem Main - der aus dem Fichtelgebirge kommt - und Rotem Main, aus der Fränkischen Schweiz. Bei Bamberg finden sich die beiden Flussläufe zusammen und fließen dann als Main Mainz zu, wo der Main vom Rhein aufgenommen wird. Bis es soweit ist, fliesst der Main, 524 km lang, durch Mainfranken-Unterfranken. Die Städte Schweinfurt, Kitzingen, Würzburg, Aschaffenburg, Frankfurt liegen am Main und sind durch den Fluss geprägt.

 

Eugen Roth hat in seiner Beschreibung des Bundeslandes Bayern über den Main geschrieben: "Der Main ist verliebt in das Land, das er geschaffen hat. Er windet sich durch Franken, als wolle er es nie verlassen."

Als Handelsweg hat der Fluss großen Einfluss auf das Leben der Menschen. Sie verdienen ihr Brot auf dem Fluss als Fischer, Schiffer, Stauer, Flößer. Letztere beherrschten in der Vergangenheit das Alltagsbild auf dem Main. Der waldreiche Spessart und andere fränkische Waldungen lieferten das Holz, das im Bergbau, als Bauholz und beim Schiffsbau Verwendung fand. Die Stämme wurden zu Flössen mit Krampen zusammengefügt und in Schwerstarbeit flussabwärts zu den Bestimmungsorten transportiert.

Die Mainschifffahrt in Kitzingen

"Kitzinger Rangschiffer" beförderten auf Lastkähnen Handelsgüter und kamen schon 1833 bis zum Niederrhein. 1842 erreichten sie dann auch Rotterdam.
Einen erheblichen Einbruch in diesen blühenden Geschäftszweig gab es 1865, als Kitzingen an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Damals lag der Schiffsverkehr arg darnieder. Die Schiffer kämpften ums Überleben.
Einen Aufschwung gab es dann in den Jahren 1900-1907 durch die Kettenschlepp-Schifffahrt. Während vorher die Schiffe flussaufwärts mit Pferden "getreidelt" wurden, sorgte nun die "Mee-Kuh" - so wurde das Schleppschiff genannt, wegen seiner Dampfpfeife, die Muh-Rufen sehr ähnelte - , dass die Schiffe flussaufwärts viel schneller vorankamen.
Im Laufe der Zeit wurde der Main durch den Bau von Schleusen bis Bamberg schiffbar gemacht. Durch die Eröffnung des Rhein-Main-Donaukanals erlebte die Handelsschifffahrt auf dem Main eine Renaissance.

Russische Lastkähne und Schiffe aus anderen, an die Donau grenzenden Ländern, sorgen für ein interessantes Leben auf dem Fluss.

Heutzutage wird die Mainschifffahrt immer mehr vom Tourismus genutzt. Die Vorstellung, auf Wasserwegen von Holland bis ans Schwarze Meer zu gelangen, übt einen ungeahnten Reiz aus.

Der Main, wie ich ihn kenne und liebe

Der Mee - so wird er in Kitzingen, wo ich 1934 geboren bin, genannt - ist die Pulsader von Kitzingen. Meine frühesten Erinnerungen sind einige Dampfer-Fahrten, die wir am Sonntagnachmittag gemacht haben.

Im Sommer kam manchmal ein Freund meines Vaters vorbei, um ihn am Samstagnachmittag zum Schwimmen abzuholen. Sie fuhren mit dem Fahrrad über die heute 700 Jahre alte "Alte Mainbrücke", um an der Etwashäuser Seite in den Fluss zu steigen. Von unserem Schlafzimmerfenster aus konnte ich ihn dann beobachten.

Dem Beobachter bot sich der Fluss als träge dahinfließend. Die Gefahr, die von ihm ausging, konnte man kaum ahnen - man erlebte sie im schlimmsten Fall. Immer wieder sind Menschen zu Tode gekommen, weil sie in ein Neer geraten sind. In der Schule hat man uns beigebracht: sollten wir einmal in so einen Strudel geraten, die Ruhe zu bewahren, sich bis auf den Grund ziehen zu lassen, um dann seitlich wegzustoßen, man könne dann auftauchen. Darauf habe ich es nie ankommen lassen.

Auch so manchem Schiffer machte der Main wegen seiner vielen Strudel das Leben schwer.

Nun haben sie ihn gezähmt, diesen an einigen Stellen sehr gefährlichen, wilden Fluss.

Das Treibeis

Das Treibeis war für uns Kinder immer eine aufregende Geschichte. Die Eisschollen trieben flussabwärts und gaben unseren Phantasien freien Lauf. Wir wussten, dass es gefährlich war, von Scholle zu Scholle zu springen. Aber immer wieder gab es einige, die diesen "Kick" einfach brauchten.
Wir hörten dann von Erwachsenen, dass wieder Kinder flussabwärts getrieben wurden, weil es vorkam, dass die Eisschollen plötzlich schneller wurden, und der Abstand zur nächsten Scholle zu gross zum Springen war. Die sofort einsetzenden Rettungsaktionen hatten nicht immer Erfolg.

Das Wasch-Schiff

Das Wasch-Schiff war fest am Mainkai vertäut. Über ein breites Brett, das seitlich mit Seilen gesichert war, gelangte man auf das Schiff. Mit Wurzelbürste und Schmierseife ausgestattet, reinigten die Frauen auf dem Wasch-Schiff stark verschmutzte Kleidung, wie etwa Arbeitsanzüge und dergleichen.
Meine Mutter nahm mich einigemale mit auf das Schiff, und ich erinnere mich, dass der Flussseite zu ein Brett in Tischhöhe angebracht war. Das Brett war so lang wie das Schiff, sodass mehrere Frauen gleichzeitig waschen konnten. Das war dann auch immer sehr unterhaltsam. Unter dem Brett floss der Main durch ein Drahtgitter dahin. So wurden die Kleidungsstücke zuerst ordentlich getaucht, anschließend gründlich gebürstet mit Wurzelbürste mittels Schmierseife. Die Seife wusch man aus, indem man die Kleidungsstücke in den Drahtkorb legte.
Es kam nicht selten vor, dass ein Kleidungsstück oder eine Wurzelbürste mainabwärts trieb.

Das Hochwasser

In Kitzingen sind an einigen Gebäuden am Flussufer Pegelstände angebracht, die das Jahr und die Höhe des Hochwassers erkennen lassen. Auch am Haus in der Kanzler-Stürzel-Straße 2, wo ich geboren bin, war einer.
Im Februar 1909, also 25 Jahre vor mir, erblickte mein Vater in dem selben Raum im Hochparterre das Licht der Welt. Damals stieg das Hochwasser so an, dass in dem Zimmer, wo meine Grossmutter mit meinem winzigen zukünftigen Vater lag, das Wasser eindrang. Mutter und Kind mussten in den 1. Stock transportiert werden.

Die Menschen am Fluss haben sich mit dem Hochwasser, das sie ja nicht aufhalten können, soweit wie möglich arrangiert. In einem Haus am Main habe ich gesehen, wie man das macht. Verderbliche Sachen werden sozusagen "im ersten Stock" aufbewahrt, z.B. das Holz zum Heizen: Über vier Pfähle, etwa 1 - 1 1/2 m hoch, werden Bretter gelegt, darauf wird das Holz gestapelt. Obwohl das Hochwasser immer wieder kommt, sind die Wände nicht feucht, weil die Mauern aus Sandstein sind, der immer wieder völlig austrocknet.

Elvira Muschler

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