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Auf dem Buigen

mit Herrn Oberförster a. D. Martin Schlierer

Beginn der Wanderung auf dem Parkplatz des Festplatzes von Herbrechtingen, oberhalb des Hallenschwimmbades.

Der Buigen liegt auf der Gemarkung von Herbrechtingen und Herbrechtingen-Eselsburg, ist Eigentum des Landes Baden-Württemberg und steht, zusammen mit dem Eselsburger Tal, unter Naturschutz.

Der Buigen ist ein "Fastumlaufberg", der von drei Seiten von der Brenz umflossen wird - und zwar von Anhausen über Eselsburg nach Herbrechtingen.

Die ca. 80 ha große Hochfläche ist seit 1995 als Bannwald, die Talhänge zum Eselsburger Tal (ca. 120 ha) sind als Schonwald ausgewiesen.

 

Der Bannwald

LandschaftschutzgebietWesentlicher Schutzzweck ist die ungestörte Entwicklung von naturnahen und kulturbedingten Waldgesellschaften.

Man unterscheidet drei Arten:

•  Waldgersten-Buchen-Wald

•  Waldmeister-Buchen-Wald = Buigen

•  Hainsimsen-Buchen-Wald

Im Bannwaldgebiet sind Bewirtschaftungsmaßnahmen nicht erlaubt. Es wachsen Fichte, Buche, Douglasie, Forche, Lärche, Tanne, Steinbuche (härter als Buche).

Durch den Sturm „Wiebke“ 1991 wurden 2500 Festmeter Holz zerstört und durften ausnahmsweise bis 1998 aufgearbeitet werden. Die Zerstörungen durch den Sturm „Lothar“ 2000 wurden nicht mehr beseitigt. Der Wald entwickelt sich nun seit fünf Jahren zu einem Urwald.

Tiere: Insekten, Käfer, Vögel (z.B. Specht)... Große Waldameise = Klemmer. Wir kommen an einem Haufen vorbei, der wahrscheinlich durch Spechte oder Wildschweine (legen sich der Wärme wegen darauf) zerwühlt wurde. Auch der Borkenkäfer wird nicht mehr bekämpft. Er nimmt aber in der sich selbst überlassenen Natur nicht überhand.

BuchenDer noch aufgeforstete Teil des Waldes wird sich selbst überlassen. So sind die eng stehenden Buchen (50 – 60 Jahre alt) im unteren Teil kahl und astlos geworden. Nur durch diese Dichte können sie überhaupt überleben, da Sonneneinstrahlung verhindert wird. Sonst würde das Wasser unter der Rinde zu stark aufgeheizt werden und diese aufplatzen lassen (Sonnenbrand).

Hin und wieder wachsen im Bannwald auch Birken. Diese sind ortsfremd und dienen nur zur optischen Unterbrechung (brauchen viel Wasser).

Durch diese Maßnahmen wird der Bannwald ein sich selbst überlassenes „Totalreservat“, in dem sich die Natur nach ihren eigenen Regeln oder Gesetzen entwickeln kann und nach und nach „Urwald von morgen“ wird. Für die Wissenschaft sind diese Flächen als „Freiland - Laboratorien“ zur Erforschung von Waldökosystemen von hohem Wert.

Der Bannwald Buigen darf „zum Zwecke der Erholung“ durchwandert werden. Es gibt nur offiziell ausgewiesene Wanderwege, die als Pfade begehbar sind und nicht verlassen werden dürfen. Neue Wege werden nicht angelegt. Durch „Verschönerungsvereine“ wurden vor 100 – 120 Jahren Wege z. T. mit Steinen eingefasst.

Der Schonwald

Der wesentliche Schutzzweck ist die Erhaltung der naturnahen Waldgesellschaften in den Hanglagen. Die Standortverhältnisse sind stark wechselnd von schattig - feuchten Schluchten bis zu trocken - heißen Felsen.

Beispiele:

•  Ahorn-Eschen-Wald = Schlucht- und Klebwald

•  Fingerkraut-Eichen-Wald = Steinsamen- und Steppenwald

SalomonsiegelDiese Gebiete sind Lebensraum vieler, zum Teil vom Aussterben bedrohter Pflanzen - und Tierarten, wie z.B. Märzenbecher, Gelber Eisenhut, Silberblatt, Türkenbund, Salomonsiegel, .... Ringelnatter, Kreuzotter, Eidechse, Laubfrosch, Gelbbauchunke....

Im Gegensatz zum Bannwald sind im Schonwald immer wieder forstliche Arbeiten notwendig, um den Schutzzweck zu sichern. Es muss aber sehr differenziert vorgegangen werden. Neben den notwendigen Arbeiten, die Verkehrssicherheit auf den Wald- und Waldrandwegen zu erhalten, kann eine ortsweise Auflichtung zur Förderung der Bodenvegetation oder ein „sich selbst überlassen“ richtig sein. Außer der Eibe dürfen Nadelbäume nicht mehr angebaut werden.

Bannwald und flankierender Schonwald sind eine hervorragende Ergänzung zu dem schon bestehenden „Naturschutzgebiet Eselsburger Tal“ mit seinen Wäldern, Heiden, Felsen, Feuchtgebieten und Feldern und soll mithelfen, vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind, eine Überlebenschance zu bieten und zum Fortbestehen den benötigten Lebensraum zu schaffen.

Das Eselsburger Tal ist im Frühjahr und Herbst eine wichtige Zwischenstation für Zugvögel.

abgewetztBei unserer Wanderung macht uns Herr Schlierer auf einen jungen Baum aufmerksam, an dem die Rinde abgekratzt ist. Ein Rehbock hat daran versucht, den Bast von seinem Geweih abzuschaben.

Eselsburger TalObwohl die Fichte ein Flachwurzler ist, wurde ein Teil des Bannwaldes bei „Wiebke“ und „Lothar“ durch den davor liegenden Buchenwald (Schonwald) geschützt. Am Rand des Fichtenwaldes, neben dem Weg, wachsen Laubschösslinge, deren Samen vom Laubwald herüber geweht wurden. Vielen dieser Schösslinge fehlen die Spitzen. Diese sind die bevorzugte Nahrung der Rehe („Selektierer“ des Waldes).

Von einem exponierten Aussichtspunkt (kleine Schutzhütte) hat man einen wunderschönen Blick ins Eselsburger Tal. Am Brenzufer liegen abgenagte Bäume der Biber.

Am Aussichtspunkt 

Text: Ursula Ehrhart, Fotos: Ingeborg Buchstor; Mai 2005

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Webseite: Oskar Söhnle; letzte Bearbeitung 11.11.2005