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Stadtplan von Weimar (137 kB)

Weimar ist eine Reise wert !

Informationen zur Vorbereitung einer dreitägigen Reise

Die 50 000 Einwohner zählende Stadt liegt mitten im Herzen Deutschlands, in Thüringen nördlich des Thüringer Waldes, am kleinen Flüßchen Ilm und am Südfuß des Ettersberges. Bereits zu Goethes Zeiten galt die Stadt als Metropole deutschen Geisteslebens.
Es lohnt sich ganz gewiß, die Stätten des Lebens und Schaffens der großen Bürger Weimars aufzusuchen, etwas von ihrem Vermächtnis und ihrem Umfeld auf sich wirken zu lassen.

Da wären vor allem zu nennen der Reformator Martin Luther, die Dichter, besonders Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller, aber auch Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder, die Maler, wie zum Beispiel Lukas Cranach, d.Ä., der schon im 16. Jahrhundert seinen Wohnsitz hier wählte, die Musiker Johann Sebastian Bach, Franz Liszt und Richard Wagner, der Architekt Henry van de Velde und ab 1919 die Angehörigen des Bauhauses mit Walter Gropius und Lyonel Feininger. Der Philosoph Friedrich Nietzsche verbrachte hier seine letzten Lebensjahre. Die Traditionen der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, der Architektur und der Philosophie werden hier in bedeutenden Kunstsammlungen, in zahlreichen Museen, in den Hochschulen für Architektur+Bauwesen und Musik, durch Landesbibliothek, Landeshauptarchiv, das Goethe-Nationalmuseum, das Goethe-, Schiller- und Nietzsche-Archiv, das Lisztmuseum, sowie durch hier ansässige internationale Gesellschaften bewahrt und lebendig gehalten.

orthodoxe Kirche

Gruft

Sehenswert sind auch der historische Friedhof mit der Goethe- und Schiller-Gruft und die reizvollen Parkanlagen um das Goethe-Gartenhaus und in naher Umgebung der Stadt in Belvedere, in Tiefurt und Ettersburg.
975 fand in der Burg in Weimar ein Hoftag Kaiser Ottos II statt. Sie war damals im Besitz der Grafen von Weimar-Orlamünde, deren Nachkommen auch die 1254 erstmals erwähnte Stadt gründeten.
1372, nun im Besitz der Wettiner, diente Weimar im 15. Jahrhundert mehrfach den Herzögen als Residenz.
Die Dynastie der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach geht auf das Fürstenhaus der Wettiner zurück, das jedesmal die eigenartigen Geister der neuen deutschen Kultur in ihrem Land Thüringen förderte und schützte.
Herzog Carl August hat als erster deutscher Fürst seinem Land eine Verfassung gegeben und wird bis heute durch ein Standbild geehrt.
Auf Einladung des Herzogs traf Johann Wolfgang Goethe am 7. November 1775 in Weimar ein und blieb bis zu seinem Tode am 22.3.1832.

Zwei interessante Daten zu Weimars Bedeutung in der Geschichte:
Im deutschen Nationaltheater tagte 1918 die Nationalversammlung, die die Verfassung der ersten Republik, der Weimarer Republik, beschloß.
Auf dem Ettersberg befindet sich das ehemalige KZ Buchenwald als Mahn- und Gedenkstätte.

Haus der Frau von Stein

Shakespeare-Denkmal

Gartenhaus

Der erste Tag in Weimar:

Nach langer Anreise ist am ersten Nachmittag zur Einstimmung ein Spaziergang durch den stilvollen Park mit seinen Sehenswürdigkeiten zu empfehlen. Auf Betreiben Goethes und unter Mitwirkung des Herzogs wurde er in den Jahren 1778 bis 1828 als Landschaftsgarten endgültig angelegt.
Mit einer der Buslinien (1,5,6,8,12) sollte man bis zum Wielandplatz fahren und von dort zur Ackerwand gehen.
Hier stößt man gleich auf das Haus der Frau von Stein, die 50 Jahre in ihm verbrachte.
Charlotte von Stein wurde durch die zwölfjährige herzlichste Freundschaft zu Goethe unsterblich. In geistiger und seelischer Verbundenheit stand sie ihm nahe und wurde in seinem lyrischen und dramatischen Werke verewigt. Ihre Nähe hatte großen Einfluß auf seine sittliche Reife, ihre geistige Teilnahme hat allgemein sein Schaffen befruchtet.
Unter Goethes Mitwirkung erfolgte der Umbau dieses Hauses aus einem alten Vorwerk und es wurde ab 1777 von ihr mit ihrer Familie, dem Freiherrn von Stein, ihrem Ehemann, und ihren Kindern bewohnt.

Am Shakespeare - Denkmal vorbei, ein paar Stufen tiefer, erreicht man das Borkenhäuschen , einen schlichten, mit Baumrinde umkleideten Holzbau.

An seinem Fuße liegt eine poetische Erfindung Goethes, die Felsentreppe mit dem Felsentor, die "Felsengrotte" mit dem "Naturbrünnlein" am Eingang des alten Stollens, der einmal der Sandgewinnung gedient hat. Mit Musik und Fackeln fanden durch seine Fantasie hier zauberhafte Feste statt.

Über die Naturbrücke gelangt man zum anderen Ufer der Ilm und zu der großen Wiese, die auf der einen Seite vom "Stern", einer barocken Wegkreuzung mit geradlinigen Wegen nach allen Richtungen des Parks, auf der anderen von Goethes Garten mit seinem Gartenhaus begrenzt wird. Dieses gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt.
Vom Freund, dem Großherzog, wurde es Goethe als Wohn- und Arbeitststätte geschenkt und von 1776 bis 1782 von ihm bewohnt und auch später noch gern als Zufluchtsort aufgesucht. Durch die Abgeschiedenheit, die Schlichtheit des Hauses, die manche Entbehrung mit sich bringt, empfindet er: "wie wenig der Mensch bedarf und wie lieb es ihm wird, wenn er fühlt, wie sehr er das Wenige bedarf".
Das Goethe-Gartenhaus wurde 1995/96 grundlegend renoviert und nur mit den ursprünglichen, nachweisbaren Einrichtungsgegenständen ausgestattet.
Auch Fassadenfassung und Anstriche auf den Wandbespannungen im Innern entsprechen den für 1820 nachweisbaren Zustand. Zu besichtigen sind Küche und "Erdsälchen" im Erdgeschoß und im Obergeschoß Goethes Arbeits- und Schlafzimmer, sowie zwei weitere Räume. Eine Dokumentation zur Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte ist auch zugänglich. Mindestens 20 Minuten dauert eine Besichtigung. Dem Garten nahe dem Stern galt Goethes große Liebe, er baute Gemüse, legte Blumenbeete an, pflanzte Bäume und Sträucher. Verschiedene Treppen und Ruheplätze schuf er und sorgte 1777 für den "Stein des guten Glücks". 1782 brachte er an einem Sitzplatz am Haus die Gedenktafel mit einer literarischen Inschrift für Charlotte von Stein an.

GartenhausGoethe schrieb unter das Bild seines Häuschens:
"Übermütig sieht´s nicht aus, 
Hohes Dach und niedres Haus;
Allen, die daselbst verkehrt, 
Ward ein guter Mut beschert. 
Schlanker Bäume grüner Flor, 
Selbstgepflanzter wuchs empor.
Geistig ging zugleich alldort
Schaffen, Hegen, Wachsen fort." 

Diese Verse gingen in alle Welt.

Wendet man sich nun der Sternbrücke zu, nach Osten, kommt man am Standbild Carl Augusts vorbei, welches bis zur geplanten Fertigstellung des Tiefenmagazins für die "Herzogin Anna Amalia Bibliothek" im Jahre 2003 vom Platz der Demokratie hierher versetzt wurde.
In der Nähe der Sternbrücke entspringen dem Felsen drei Quellen, die sich zum Leutrabach vereinen, umrahmt von Sprudelteich, Felsengrotte und steinerner Sphinx. Das Wasser fließt in die Ilm. Das anmutige Plätzchen war der Lieblingsplatz des Komponisten Franz Lizt und 1883 wanderte Gerhart Hauptmann den Bach entlang. Man kann den schönem Blick auf Sternbrücke und in Richtung Schloss genießen.

Von hier aus kann man auf mehreren Wegen die zweite bedeutende Gedenkstätte des Parkes erreichen, das Römische Haus, ein ausgezeichnetes Beispiel des Frühklassizismus. Es war der Lieblingsaufenthalt des Großherzogs Ernst August in seinen späteren Jahren. Hier weilte auch Goethe oft zu Besuch.

Zur Belvederer Allee sich wendend, erblickt man an dieser das Liszt-Haus. Bald erreicht man wieder den Wielandplatz zur Rückfahrt .Es besteht auch die Möglichkeit, schon vorher die Haltestelle südlich vom Römischen Haus wahrzunehmen. ( Linie 1,10 oder 12 ). Bei weiterer Lust zum Wandern erreicht man das Speiserestaurant Falkenburg oder das Cafe-Restaurant Hainfels in Richtung Belvedere.

Der zweite Tag in Weimar:

Wir beginnen den Vormittag mit einer Wanderung durch das klassische Weimar vom Goetheplatz aus, dem Zentrum des neuen Weimar, das nicht viel älter als 150 Jahre ist, (mit Buslinie 1 am schnellsten zu erreichen).
An der Ostseite des Platzes sieht man noch den einzigen erhaltenen von vier Türmen der Stadtmauer, den "Kasseturm". Als im klassizistischen Stil erbaute Gebäude sind zu erkennen: das Haus vom "Thüringer Tageblatt", die Löwenapotheke (1799), der Russische Hof ( 1803). Durch einen Säulengang kommt man zum spätklassischen Gebäude "Erholung" und beim Weitergehen durch die Wielandstraße zum Deutschen Nationaltheater, 1779 erbaut.
1791 übernahm Goethe die Leitung des Theaters. 26 Jahre lang sah er hier seine Aufgabe zur Erziehung des Volkes. Und durch seine Zusammenarbeit mit Schiller von 1799 bis 1805 erlangte das Theater seinen ersten Platz in der deutschen Kulturgeschichte.
Friedrich Schiller, der Dichter, Historiker und Philosoph, hielt sich schon zwischen 1787 und 1789 in Weimar auf, angezogen vom literarischen Ruf der Stadt. Er war bereits berühmt als Autor der "Räuber" und kam vorwiegend zu historischen Studien, aber auch um Kontakt zu Goethe, Wieland und Herder zu finden. Goethe unterstützte seine Berufung als Professor für Geschichte in Jena. Erst 1794 erkannte er den so wertvollen Gedankenaustauch mit ihm, der zur Freundschaft beider Männer führte und die Arbeit beider sehr entscheidend bereicherte.

Vor dem Nationaltheater wird zuerst das 1857 eingeweihte Doppelstandbild des Dresdner Bildhauers Ernst Rietschel auffallen, das Goethe-Schiller-Denkmal. Es kann als weiteres Wahrzeichen Weimars gelten, der Stadt der Deutschen Klassik. Der Sockel trägt die Aufschrift :" Dem Dichterpaar Goethe und Schiller - das Vaterland. " Gegossen wurde das Denkmal aus Erz, einer Spende des Königs von Bayern. Es stammt von türkischen Kanonen, erbeutet 1828 in der Seeschlacht von Navarino.

Gegenüber dem Theater befindet sich die klassizistische Fasssade des ehemaligen Kulissenhauses. Das Gebäude steht auf dem Boden des ehemaligen Franziskanerklosters und beherbergt jetzt das Bauhaus-Museum.

Auch auf dem Theatherplatz standen früher Türme und Mauern. Als sie an Bedeutung verloren, wurde hier 1767 ein Wohnhaus errichtet. Teile des ehemaligen Franziskanerklosters wurden einbezogen. Nach dem Brand des Stadtschlosses ( 1774 ) überließ es der Besitzer, Minister von Fritsch, der Herzogin Anna Amalia. Es wird nun als Wittumspalais bezeichnet. Eine Besichtigung am dritten Vormittag ist zu empfehlen.

Durch die Frauentorstraße geht man nun zur Besichtigung von Goethes Wohnhaus am Frauenplan, wo man am besten eine Führung schon vorher bucht, die etwa 1 1/2 Stunden beanspruchen wird.
Goethe bewohnte sein 1709 im barocken Stil erbautes Haus am Frauenplan fast 50 Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1832. Nach Übergabe des Hauses, einschließlich des Inventars und der Sammlungen, durch seinen Enkel Walter im Jahre 1832 an den Staat, wurde es als Erinnerungsstätte zugänglich gemacht, mit den unveränderten Arbeitsräumen Goethes, und nach Rekonstruierung der übrigen Räume durch Auswertung historischer Quellen.
Seit 1886 ist auch der Hausgarten zu besichtigen. Er diente, von Frau Christiane bestellt, mit Obst und Gemüse der Versorgung der Familie, wurde aber auch von Goethe selbst zu botanischen Versuchen genutzt.

Fürs Mittagessen bietet sich in der Nähe die älteste noch erhaltene Gaststätte Weimars an, "Der Schwarze Bär" am Markt oder das Café / Restaurant Frauentor, (Ecke Schillerstraße). Man kann auch am Markt eine echte "Thüringer Rostbratwurst" essen, um dann am Nachmittag in einem Café den guten Thüringer Kuchen genießen zu können.

Sternbrücke

Römisches Haus

Nationaltheater

Goethe-Schiller-Denkmal

Bauhaus-Museum

Wittumspalais

Goethes Wohnhaus

Schillers WohnhausWendet man sich danach der Schillerstraße zu, steht man bald vor Schillers Wohnhaus, auf dem Gelände der einstigen Stadtbefestigung gebaut, der inneren und äußeren Stadtmauer. Es ist das älteste der noch erhaltenen Häuser dieser Straße und gab ihr ihren Namen. Eine selbstständige Besichtigung wäre hier ausreichend, die normalerweise etwa eine 3/4 Stunde dauert. Aber für die dort kostenlos angebotene Begleit-Kasette, die sehr zu empfehlen ist, sollte man etwa 1 1/2 Stunde einplanen.

Dem Haus gegenüber wurde 1863 der sogenannte "Gänsemännchenbrunnen" aufgestellt, aber seine Gänse sind Enten und seine wasserspeienden Vögel sind Schwäne.

Links durch die Neugasse erreicht man die Windischenstraße, deren Häuser durch ihre einstigen Bewohner interessant sind. Im Haus Nr. 8 wohnte Schiller vom Dezember 1799 bis April 1802, das Gebäude aber am rechten Ende der Straße, in dem von Oktober 1798 bis Mai 1800 Jean Paul wohnte, fiel dem Neubau des Rathauses zum Opfer.

Jean Paul Friedrich Richter, so hieß er mit vollem Namen, kam oft nach Weimar, um mit den Dichtern und Denkern in Verbindung zu kommen. Aber eine echte Freundschaft entwickelte sich für ihn nur mit Herder. Ausschlaggebend erstmal für seinen Aufenthalt war seine Liebe zur ehemaligen Freundin Schillers, Charlotte von Kalb. Aber auch ihretwegen mochte er seine persönliche Ungebundenheit nicht aufgeben.

Nun am Markt angekommen, wird man gewahr, daß durch Bomben ein großer Teil seiner historischen Substanz verloren ging.
Hier fanden im Mittelalter die Ritterspiele statt, im 16. Jahrhundert wurde er in der heutigen Größe gepflastert und mit Renaissance-Gebäuden umrandet. 1837 brannte aber das Rathaus ab und wurde im neugotischen Stil wieder errichtet, unpassend zum mittelalterlichen Charakter des Platzes.
Nicht weit vom Rathaus steht das Gebäude, in dem Carl Zeiss, der Begründer der optischen Werke, seine Jugend verbrachte. An der Nordseite des Platze ist der im 16. Jahrhundert erstellte Brunnen erhalten geblieben. Mit einem Kapellchen geschmückt, stand er einst als Ziehbrunnen vor dem Rathaus. Mit der Figur des Meergottes Neptun, gestaltet vom Erbauer des klassischen Weimar, Martin Klauer, und einem Becken versehen, erhielt er später als Laufbrunnen seinen jetzigen Platz .Das Original wird inzwischen zum Schutz vor Verwitterung in Belvedere aufbewahrt und wurde hier durch eine Nachbildung ersetzt.

Lukas Cranach-HausAm Markt nahm auch Lukas Cranach der Ältere (1472-1553) seinen Wohnsitz im September 1552, nachdem er mit Kurfürst Johann Friedrich nach der Schlacht bei Mühlberg aus Gefangenschaft zurückgekehrt war. In seiner "Malerstube" arbeitete er an dem großen Altarbild für die Stadtkirche, bis er im Alter von 80 Jahren 1553 hier verstarb. Sein Wohnhaus, das noch jetzt sogenannte Lukas Cranach-Haus, wurde stark beschädigt, aber wieder restauriert und weist auch sein Wappen mit der geflügelten Schlange auf. Es ist mit seiner Fassade, den Säulen, Muschelnischen und Rundbogen-Ornamenten mit Ranken und Delphinen ein Zeugnis der Frührennaisance.

Über die Südseite des Platzes gelangt man an die Stelle, wo das teilweise zerstörte frühere Hotel Erbprinz, jetzt Parkhotel, steht.
Alle Größen Weimars verkehrten in der klassischen Zeit hier: Karl August mit Goethe, Schiller, Wieland, Napoleon (1807), Wilhelm von Humbold, Niccolo Paganini, Carl Maria von Weber, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Anton Rubinstein, Hans von Bülow und Friedrich Hebbel. Richard Wagner und Franz Liszt schlossen hier Freundschaft. Als Wagner wegen Beteiligung an der Revolution aus Dresden fliehen mußte, wohnte er hier.

Johann Sebastian Bach (1685-1750), von 1708 bis 1717 Hoforganist und Kammermusiker der Herzöge Wilhelm Ernst und Ernst August von Sachsen - Weimar, sechs Jahre später auch Konzertmeister, wohnte im Ostflügel des damaligen Wohnhauses, der durch Bomben zerstört wurde. Hier wurden seine berühmtesten Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp geboren, hier entstanden Kantaten und Orgelwerke. Als er übergangen wurde bei der Besetzung des Kapellmeisterpostens und deshalb seine Entlassung beantragte, sperrte man ihn ein und in dieser Mußezeit schrieb er sein "Orgelbüchlein". Danach aber verließ er die Stadt, die sein Genie nicht erkannte.

Das Hotel "Haus Elephant",1561 zuerst erwähnt, neben dem Parkhotel gelegen, war die Unterkunft fast aller Fremden, die die Stadt und Goethe besuchen wollten. Als das Hotel im Jahre 1938 vergrößert wurde, fielen dem Vorhaben mehrere Nachbargrundstücke zum Opfer, so auch das ehemalige Wohnhaus der großen Wielandfamilie, (in dem sie von 1793 bis 1797 lebte, ehe sie in Oßmannstedt ein Landgut beziehen konnte) und das Haus Johann Falks, das er mit seinen Zöglingen bewohnte, ehe er den Lutherhof ausbaute. Im Elephant spielt auch Thomas Manns Roman "Lotte in Weimar". Die Häuser neben dem Elephanten beherbergten in früheren Zeiten Charlotte von Lengefeld, Schillers spätere Frau und Lukas Cranach den Jüngeren (1515-1586), den Vollender des Altarbildes in der Stadtkirche.

Der anschließende " Platz der Demokratie" zeigt mit seinen Schlössern ein ganz anderes Bild, zeugt von der Vergangenheit der Stadt als Residenz und Landeshauptstadt und ist einer der schönsten Plätze der Stadt. Schon vom Abschluß des Marktes aus kann man das Rote Schloß mit seinen drei Giebeln sehen. Es wurde im Jahre 1618 nach dem Brand des Residenz-Schlosses die Wohnung des Herzogspaares. Anfang des 18.Jahrhunderts wirkte hier auch Johann Sebastian Bach als Violinist.
Auch die vom Herzog gegründete Zeichenschule sieht man, die von 1781 bis 1807 kostenlos Handwerker, Kinder und z. B. adelige Damen im neuen Stil des Klassizismus bilden sollte und die dann ins Fürstenhaus verlegt wurde. In ihr hielt Goethe, selbst zeichnend, auch Vorträge in Anatomie. Ab 1815 unterstand die Schule 38 Jahre dann auch wie andere Einrichtungen seiner "Oberaufsicht der Anstalten für Wissenschaft und Kunst".
Hinter dem Roten Schloß selbst befindet sich der Ildefonso-Brunnen, die antike Gruppe wurde auf Anregung Goethes 1794 zunächst am Parkeingang aufgestellt und später erst an dieser Stelle. Die Brunnenfigur ist ein Abguß des im Prado in Madrid aufbewahrten Originals. Ein zweiter Abguß befindet sich am Treppenaufgang des Goethe-Hauses am Frauenplan.
Mit dem Roten Schloß bildet ein Dreieck an der Nordwestseite des Platzes der Gleichensche Hof. Als selbstständiges Gebäude stellt er die Verbindung zum Gelben Schloß her. Dieses wurde von  den Besitzern nur als Stadtsitz bei ihren Aufenthalten in Weimar benutzt.  Später war im Gebäude eine Druckerei untergebracht, die Schulbücher "der lieben Jugend im ganzen Land" druckte und  für 3 Pfennige die Fibel und für 1 Groschen die Sprachlehre verkaufte. Und dann diente es vor allem Verwaltungszwecken, worauf  der 1912 von Professor Elster geschaffene originelle Aktenmännchen-Brunnen im Hof hinweist. Das Portal des Gelben Schlosses mit den beiden ionischen Säulen und den zwei Löwen ist noch heute sichtbar.

Anna Amalia - BibliothekAls ältestes Bauwerk des Platzes ,1562 bis 1565 erbaut, gilt die  ursprünglich  als Gartenschloß gedachte jetzige Landesbibliothek, Bibliothekdie nach den an der Parkseite befindlichen grün angestrichenen Arkaden als Grünes Schloß bezeichnet wird. 1761 bis 1766 im Auftrag von Anna Amalia zur Bibliothek mit dem durch drei Stockwerke emporstrebenden Saal umgebaut, dessen von Säulen getragene Galerien bequemen Zugang zu den Sammlungen ermöglichen, beherbergt das Gebäude außerdem Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Handzeichnungen  und  wertvolle Kunstschätze des klassischen Weimar.
Für die damalige Zeit ungewöhnlich war der Zugang der Allgemeinheit zur Landesbibliothek. Goethe vermehrte die Bücherschätze wesentlich und bewirkte auch eine Vergrößerung der Räumlichkeiten. Die Bibliothek der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, die größte Shakespeare-Sammlung des Kontinents, 500 Handschriften, Briefe und Tagebücher, eine Sammlung von Stammbüchern aus dem 16.-18. Jahrhundert, über 600 Inkunabeln (sehr frühe Drucke), 8000 Landkarten, darunter die zwei ältesten Erdkarten,Handschriften von Gluck, Haydn und Mozart, 600 Bibeln und viele weitere Schätze sind hier aufbewahrt. Das jetzt  Anna Amalia-Bibliothek genannte Haus war aber 2002 nur durch eine Glasscheibe zu besichtigen.

Das angrenzende Gebäude, das ehemalige Fürstenhaus, beherbergte dann auch später die Zeichenschule und auf Goethes Anregung Kunstausstellungen, die sich zur ständigen Gemäldesammlung entwickelten. Heute befindet sich hier die Franz Liszt - Hochschule für Musik. Im Garten des Schulgebäudes erkennen wir den berühmten Gingko-Baum Goethes.

In der Mitte des Platzes der Demokratie  befand sich ein Standbild des Herzogs Karl August. Während der Umbauten an der "Anna Amalia Bibliothek" hat es einen vorübergehenden Standplatz am Stern gefunden.

ResidenzschloßAls Baudokument eines Jahrtausends kann man das ehemalige Weimarer Residenzschloß bezeichnen, den  heutigen Sitz des Schloßmuseums. Seine jetzige Gestalt hat es aber wegen verschiedener Brände der vorangegangenen Bauten erst seit 1803. Viele Hofmaler waren beschäftigt, aber unter Ernst August erlangte die herzogliche Gemäldesammlung  Berühmtheit  mit 300 Werken, darunter Originalen von Cranach, Dürer, Tizian, Veronese, Tintoretto, Reni, Rubens und van Steen.

Das Weimarer Schloßmuseum gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der europäischen bildenden Kunst vom Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. BelvedereAls Höhepunkt ist dabei wohl die Lukas Cranach Galerie mit Werken von Lukas Cranach, Albrecht Dürer und deren Zeitgenossen zu betrachten. Öffnungszeiten : April - Oktober: die - So 10 - 18 Uhr. November -  März: die - So 10 -16.30 Uhr.

Zu empfehlen ist auch unbedingt der Besuch des Schlosses Belvedere mit dem 1720 begonnenen weitläufigen, südländisch anmutendem Park, eine weitere touristische Hauptattraktion. Die architektonisch sehenswerte Schloßanlage liegt südlich von Weimar und wurde in der vorklassischen Epoche mit absolutistischem Glanz erstellt.
Das heitere Rokokoschlößchen von Belvedere am Ende der Kastanienallee erfreut zuerst mit einem Blick über den Goethepark, die Dächer Weimars bis zum Ettersberg und nach Osten zu den Jenaer Bergen. Nach Wiener Vorbild ließ Herzog Ernst August 3 km von Weimar entfernt das ursprünglich als Jagdschloß gebaute, rechts und links von zierlichen Kavaliershäuschen flankierte Haus später als Lustschloß ausbauen, mit Reithaus, Ballhaus, Pagenhaus, Jäger -, Vogel -, und Fasanenhaus, Menagerie und Zwinger. Unter Goethe wurde es nach dem Motto: "Zurück zur Natur !" umgestaltet. Alle überflüssigen Anlagen wurden beseitigt und der Park im Englischen Gartenstil angelegt. Maria Paulowna, die Schwiegertochter Carl Augusts, ließ später nach dem Vorbild der Französischen Gärten in Peterhof durch Blumenbeete, Hecken, und Statuen einen Russischen Garten schaffen. In  Teilen der Häuser der Orangerie findet man tropische Gewächse und botanische Seltenheiten, in anderen eine Sammlung historischer Wagen und Kutschen aus den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts und aus dem 19. Jahrhundert. Lauben,Teiche und Springbrunnen erfreuen das Auge ebenso wie Palmen, Zedern, Zypressen, Agaven, Feigen und Orangenbäume. Ein Irrgarten liegt links vom Russischen Garten. Das Hauptgebäude ist Ausstellungsort umfangreicher Bestände an Kunsthandwerk vorwiegend des 18. Jahrhunderts, der Epoche des Spätbarock und Rokoko. In dieser Zeit erreichte auch die Meißner Porzellan-Manufaktur ihren ersten künstlerischen Höhepunkt und es wurden sehenswerte Leistungen der Thüringer Glaskunst erbracht. Die im Schoß vorhandenen Sammlungen wurden in den folgenden Jahren erweitert durch die Ausstellung von Kunstwerken der bedeutenden Thüringer Fayencen - und Porzellanmanufakturen.

Der dritte Tag in Weimar:

St. Peter und PaulAm Vormittag starten wir mit einer Wanderung von der Bushaltestelle des Goetheplatzes aus (Linien 1,2,3,5,6,7,8,9,10,12) Grabplattedurch das mittelalterliche Weimar zum Herderplatz. Dieser entstand zu Füßen der Burg, des heutigen Schlosses, im 13. Jahrhundert, und war mit der Kirche der Mittelpunkt der ältesten Siedlung. Über ihn ging früher der gesamte Verkehr der Stadt. Seinen Namen verdankt er dem Theologen Herder.
Man kommt über Geleitstraße und Eichsfeld dorthin und damit auch zur Herderkirche, der Kirche St. Peter und Paul.
Ihre wertvollen Kunstwerke blieben im letzten Krieg fast vollständig unversehrt, so die kunstreichen Grabplatten und Denkmäler der Fürsten und ihrer Nachkommen und die besonders zu erwähnende Platte unter dem Altarbild, die aus der Werkstatt des Nürnberger Erzgießers Peter Vischer stammt.
Das Wertvollste der Kirche  aber war und ist  das Altarbild  Lukas Cranachs, das letzte Werk des Achtzigjährigen, das von seinem Sohn nach seinem Tode 1555 vollendet wurde.
Um die Kirche St. Peter und Paul herum, eines der ältesten Baudenkmäler der Weimarischen Kultur, befanden sich damals die Häuser des Deutschen Ritterordens, der 1284 vom Grafen Otto von Orlamünde mit dem Patronat über die Kirche belehnt wurde.
Der Orden besaß in 40 Orten Liegenschaften und Patronate, gründete in der Stadt die ersten Schulen und sorgte für kulturelles Leben. Nach zwei Feuersbrünsten (1299 und1424) wurde die erste Kirche,1245 - 49 erbaut, vom Deutschritterorden 1498 -1500 im spätgotischen Stil als Hallenkirche wieder aufgebaut.
1513 erhielt die Stadt das Recht über die Kirche, von 1726 - 1745 wurde sie mit Treppen und Emporen vergrößert und durch den neuen Barockbaustil zur Gotik entstand ein Stilgemisch.
1524 wurde die Gemeinde evangelisch.
Die Herder-Kirche wurde 1945 durch Bomben zerstört und bis 1950 wieder aufgebaut, wobei man die gröbsten Stilfehler der vergangenen Jahrhunderte beseitigte. Thomas Mann stellte dazu seinen Goethe - Nationalpreis von 20 000 Mark zur Verfügung.

Altarbild
Schloß TiefurtNun kann man durch die Rittergasse und Dingelstedtstraße zum Wittumspalais gehen. Das zweiflügelige barocke Gebäude mit seinen Privat- und Repräsentationsräumen gilt als Dokument der adeligen Wohnkultur im Weimar des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Es lohnt sich sehr, vorher dort den ( rechtzeitig anzumeldenden ! ) kostenlos angebotenen Dia-Ton-Vortrag, um 10 Uhr beginnend, auf sich wirken zu lassen, sich schon in das Leben zu Großherzogs Zeiten einzustimmen, und dann erst die selbstständige Besichtigung nach Öffnung des Hauses um 10 Uhr 30 dann besonders lohnend zu machen.
Das Wittumspalais ließ Anna Amalia nach ihren Bedürfnissen umbauen und hier trafen sich auch die Persönlichkeiten des klassischen Weimar im "Tafelrundenzimmer" zu Gedankenaustausch und Geselligkeit.
Nach ihrem Tod 1807 wurde das Haus nicht mehr dauernd bewohnt. Aber der erste Thüringer Landtag tagte hier und von 1848 -1860 war es Lesemuseum.1875, nachdem es dem Zustand von 1800 entsprechend wieder eingerichtet worden war, wurde es dann als Museum eröffnet.

Danach bietet sich Besichtigung des Weimarer Schloßmuseums an.

Auch in Tiefurt, in der ländlichen Unberührtheit des Ilmtales gelegen, sind die Namen Goethe, Schiller, Herder und Wieland lebendig. Dem Schloß mit seinem sehr schönen Park sollte man auch einen Besuch abstatten, zu erreichen vom Goetheplatz aus mit Buslinie 3.
Das bescheidene Schlößchen Tiefurt liegt am Rande des anspruchslosen, aber reizvoll gelegenen Dorfes. Die Mutter Carl Augusts verlegte in das ehemalige Kammergut ihren Sommersitz. Goethe, "wie ein Stern in der Nacht", Herder mit seiner Frau Caroline, Wieland, sprach - und musikbegabte Kammerherren, Maler Georg Melchior Kraus und Bibliothekar Jagemann gehörten mit zum engsten regelmäßigen Tiefurter Kreis. Auch Schiller, die Brüder Humboldt, Jean Paul, die Dichterinnen Madame de Stael und Sophie La Roche waren öfters ihre Gäste, und nahmen wie viele andere an den Gesprächen besonders über Natur - und Sprachwissenschaft, Weltgeschichte, Politik und schöne Literatur teil.

 Der Abreisetag:

am Vormittag vor der Abreise bietet sich der Besuch des Bauhauses an.
Das Staatliche Bauhaus Weimar wurde von Walter Gropius im Jahre 1919 durch Zusammenschluß der dortigen "Hochschule für bildende Kunst" mit der "Kunstgewerbeschule" gegründet (gebaut nach Plänen van de Veldes). Er war der Meinung, daß die unerläßliche Grundlage des künstlerischen Schaffens das handwerklich technische Können sei. So wurde die Einheit von Kunst und Handwerk erweitert durch Einbeziehung der Technik und damit war der Weg frei zur industriellen Formgebung.
Als wichtige Voraussetzung für die Bauhausgründung gilt die Tätigkeit des von 1902 - 1917 in Weimar wirkenden belgischen Jugendstilkünstlers Henry van de Velde. Lehrmethoden und Ziele der frühen Jahre des Bauhauses werden besonders durch die Bauhausmeister Itten, Gropius, Feininger, Kandinsky, Klee, Schlemmer, Maholy-Nagy deutlich.
Die Fortführung des Bauhauses in Dessau und Berlin bis zur endgültigen Schließung 1933 wird durch kurze Ausblicke deutlich. Gezeigt wird auch, wie die Idee des Bauhauses Breitenwirkung gewann durch die Weimarer Bauhochschule unter Leitung von Otto Bartling von 1926 - 1930 und die Lehrtätigkeit ehemaliger Bauhausabsolvenden.
Mit mehr als 500 ständig gezeigten repräsentativen Arbeiten gewährt das Bauhaus-Museum als eine der weltweit größten Kunstsammlungen einen Einblick in die Kunst und Kunstentwicklung Weimars von 1900 -1930.

Nun noch ein paar Anmerkungen zum Leben und Schaffen einiger großer Bürger Weimars

Johann Gottfried Herder
Seine Bildungswelt wurde bestimmt von den griechischen und römischen Klassikern und der Theologie bis zur neueren deutschen Literatur. In Königsberg studierte er von 1762-1764 Theologie und Philosophie und wurde dabei von Kant gefördert und beeinflußt .
Als Universalgelehrtem, dessen Lebenswerk  " Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" hier von ihm geschrieben wurde, unterstand ihm als Generalsuperintendenten, Oberkonsistorialrat und Kirchenrat damals das gesamte Kirchen- und Schulwesen der Stadt.
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Christoph Martin Wieland (1733 - 1813 ) gab die erste deutsche bedeutende literarische Zeitschrift "Der teutsche Merkur" heraus. Er stand in engem Verhältnis zu Herder und Goethe. Allmählich wendete er sich vom Geistlichen und Religiösen zur weltmännischen Kultur des französischen Spätrokoko. Er drückte sich in einer das Sinnenfrohe und Frivole geistreich umspielenden, eleganten Sprache aus und zeigte in epischen Werken ein dem Klassizismus sich näherndes Humanitätsideal, das um harmonischen Ausgleich zwischen Sinnlichkeit und Vernunft bemüht ist, welches auch deutlich in seinem Hauptwerk, dem Entwicklungsroman "Geschichte des Agathon", bemerkbar wird.
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Der vielseitig gebildete Herzog Carl August von Weimar-Eisenach (1757 - 1827 ) beschäftigte sich mit Botanik, Physik und Geologie und bewirkte den Bergbau in Eisenach. Er förderte Kunst und Wissenschaft, und hat durch seine Freundschaft zu Goethe und seine Förderung des geistigen Umbruchs der Klassik bedeutend beigetragen zum Ruhme Weimars als Stadt der Geistesbewegung. Er hat den humanistischen Ideen und kulturellen Leistungen der bürgerlichen Gelehrten, Dichter und Künstler seiner Zeit  zum Durchbruch verholfen.
Weimar mit seinen Dichtern und Jena mit der Universität wurden zu kulturellen Zentren Europas. Herzog Carl August hat als erster deutscher Fürst seinem Land eine Verfassung gegeben. Bis heute wird er durch ein Standbild geehrt.

Im Dezember 1774 lernte er den jungen Johann Wolfgang Goethe beim Besuch seiner Braut Luise von Hessen-Darmstadt kennen. Ihr  war Goethe, aber auch Herder und Wieland, aus dem Kreis der Dichter vertraut, den ihre Mutter am Darmstädter Hof um sich versammelte.
Nach seiner am 3. September 1775 erfolgten Regierungsübernahme und seiner einen Monat später erfolgten Hochzeit, traf er Goethe auf der Hochzeitsreise zu langen Gesprächen über politische und ökonomische Reformen der Staatsführung. Er erlebte in ihm seinen besten Berater, obwohl er auch dessen dichterisches Genie erkannte. Auf seine Einladung traf Johann Wolfgang Goethe am 7. November 1775 in Weimar ein, rückte dort sehr rasch von einem Gast zum hohen Staatsbeamten auf, 1776 wurde er Geheimer Legationsrat, 1779 Geheimer Rat, 1782 Leiter der Finanzkammer. Und so mit vielen Hofämtern,Titeln und reichlichem Einkommen bedacht und beschenkt´erst mit Gartenhaus, später auch mit dem stattlichen Bürgerhaus am Frauenplan, blieb er bis zu seinem Lebensende  in Weimar. Der Herzog erlebte in ihm seinen besten Berater, obwohl er auch sein dichterisches Genie erkannte. Als Verantwortlicher konnte Goethe wiederum aus seinen praktischen Erfahrungen für seine literarische Arbeit lernen. Als wohl bekannteste seiner Werke, die hier in Weimar entstanden, kann man wohl bezeichnen: Iphigenie (1779 - 1787), Torquato Tasso (1790 ), das Hexameter-Epos Hermann und Dorothea (1798 ), Wilhelm Meisters Lehrjahre, Wilhelm Meisters Wanderjahre,Faust Teil I und II, Balladen, angeregt und bestätigt wechselseitig mit Schiller, Westöstlicher Divan, seine Selbstbiographie "Dichtung und Wahrheit", die Wahlverwandtschaften... Aber auch naturwissenschaftliche Forschungen betrieb er, besonders auf dem Gebiet der Farbenlehre. Mit Einwilligung des Herzogs entsagte er 1790 den Amtsgeschäften und behielt nur noch die Oberaufsicht über das Theater.
Der alte Goethe forderte das dienend-tätige Anerkennen des Seins, in dem der Mensch sich vorfindet. Es gebe keine andere Erziehung zu der uns möglichen und aufgetragenen Humanität als den Menschen auf den eigentlichen Punkt hinzuführen, wo er praktisch wirken kann und soll. Die Weltmitte liege im Ganzen der Natur, der das Ich seine Anlagen verdanke, und im Ganzen der Gesellschaft, der es ihre Nutzbarmachung schulde. Dabei war Goethe überzeugt, daß dem Menschen, wenn er nur reinen Auges und Herzens das Nächste ergreift und die Forderung des Tages erfüllt, soviel an Wahrheit und Gewißheit zuteil wird, wie er für die kurze Strecke seines Lebens bedarf. Und  während  er das Unerforschliche schweigend verehrte, umfing seine Ehrfurcht in gleicher Weise das, was neben und unter uns ist. Diese Weltfrömmigkeit des Greises ruhte in der Überzeugung vom gottgewirkten Sinn des Daseins, von der Posivität der Welt, ein Glaube, dessen Konflikt mit dem Unglauben er als das eigentliche Thema der Weltgeschichte bezeichnete.
In den ersten Jahren seines Aufenthaltes genossen der 27 jährige Dichter und der 18 jährige Herzog aber ihre Freundschaft und ihre Jugend mit wilden Ritterspielen, Peitschenknallen und nächtlichem Lagerleben, zum Entsetzen des konservativen Hofes.
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Friedrich Schiller, der Dichter, Historiker und Philosoph, hielt sich schon zwischen 1787 und 1789 in Weimar auf, angezogen vom literarischen Ruf der Stadt. Er war damals bereits berühmt als Autor der "Räuber" und beschäftigte sich  fast ausschließlich mit historischen Studien, bemühte sich aber auch um Kontakte zu Goethe, Wieland und Herder. Auf Grund seines Werkes: " Geschichte des Abfalls der  vereinigten Niederlande " im Jahre 1788, erhielt Schiller eine unbesoldete Geschichtsprofessur in Jena ab Mai 1789, die er aber wegen seiner wahrscheinlichen chronischen Bauchfellentzündung 1791 aufgeben mußte.  Es gelangen ihm nebenbei nur wenige poetische Arbeiten.
Wichtiger noch als sein Kontakt zu Humbold wurde für Schiller die sich 1794 anbahnende Freundschaft zu Goethe, die zu einem intensiven geistigen Austausch führte und die Arbeit beider Männer sehr entscheidend bereicherte. Goethe bekannte, daß er dem unermüdlich anspornenden Schiller seine zweite Jugend verdanke.
Schiller siedelte im Dezember 1799 nach Weimar über, auf Drängen  Goethes  und um ihm und dem Theater näher zu sein. Seit 1795 wandte er sich wieder der Dichtung zu.1802 wurde er in den Adelsstand erhoben und bezog in diesem Jahr auch sein eigenes Haus.
Vorher wohnte Schiller vom Dezember 1799 bis April 1802 in der Windischenstraße 8. Hier vollendete er 1800 "Maria Stuart" , 1801 " die Jungfrau von Orleans ", die "Macbeth"-Bearbeitung , "Turandot", und hier entstanden einige seiner schönsten Gedichte. Goethe, Herder und Wieland waren seine Gäste und er  las das " Lied von der Glocke" vor, den "Taucher" und " die Würde der Frauen ". Unter großen finanziellen Belastungen erstand Friedrich Schiller sein bescheidenes Wohnhaus mit einem Gärtchen auf der Rückseite in der jetzigen Schillerstraße. Da er als Revolutionär verschrien war, konnte er im Feudalismus nicht wie Goethe Geschenke vom Landesvater erwarten.
Die unteren Räume, einst Küche und Dienerstübchen und der erste Stock als Wohnung seiner Familie wurden zu einem Museum von Dokumenten über Friedrich Schillers dramatisches Schaffen umgestaltet. In seinem persönlichen Bereich in der Mansarde ist aber alles so eingerichtet, wie es zu seinen Lebzeiten war. Hier wohnte und arbeitete er in seinen letzten Lebensjahren, seit 1802 bis 1805, kämpfte er tapfer gegen seine Krankheit und seinen körperlichen Verfall und  vollendete er sein unsterbliches dichterisches Schaffen. Seine letzten großen Werke waren: "die Braut von Messina", 1803, "die Huldigung der Künste" und 1804 "Wilhelm Tell". "Demetrius" blieb unvollendet.

Stadtplan von Weimar (137 kB)

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Gisela Determann (Text und Bilder; aus verschiedenen Quellen), Januar 2002; E-Mail
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